Das Leben kehrt zurück ins Zootheater
Mit rund 16-monatiger Verspätung feiern «Die Abenteuer von Igel Pix» am Samstag doch noch Premiere. Gross und Klein werden bis Ende Oktober zweimal täglich zum Staunen und Träumen eingeladen, gleichzeitig wird auf den Verlust des Lebensraums einheimischer Wildtiere aufmerksam gemacht.
Walter Zoo «Wir sind sehr erleichtert, dass es losgehen kann. Die Vorfreude ist enorm gross, schliesslich haben wir die Geschichte schon so lange im Köcher», erzählt Jeannine Gleichmann-Federer, die wiederum die Produktion verantwortet, in diesem Jahr aber aufgrund der Geburt ihres ersten Kindes für einmal nicht selbst mitspielt. Im März 2020 war ursprünglich alles bereit, um passend zur damals bevorstehenden Einweihung der Igel-Pflegestation im Walter Zoo das Stück von Igel Pix aufzuführen. «Doch eine Woche vor der Premiere mussten wir im Zuge der Pandemie alle Aufführungen absagen», erinnert sich Gleichmann-Federer. Glücklicherweise habe man die gleiche Besetzung wie im letzten Jahr nochmals verpflichten können. Neben den drei im Walter Zoo bereits bekannten Artisten Sarah Herrmann, Adrien Mirle und Martin Wildi sind mit Ronja Siewert und Malte Strunk auch zwei neue Gesichter mit von der Partie. «Es war erstaunlich, wie schnell alle wieder in ihren Rollen drin waren», lobt die Leiterin des Zootheaters. Die Vorarbeit aus dem letzten Jahr habe sich definitiv ausgezahlt.
Ein harter Schlag
Eine besondere Herausforderung stellte sich den fünf Artisten allerdings: Da erstmals in der langen Geschichte des Zootheaters ein Stück zweimal täglich und an sieben Tagen die Woche aufgeführt wird, müssen sich die Artisten gegenseitig vertreten können, um zwischendurch einen freien Tag zu erhalten. «Das führte zu aufwendigeren Proben. Aber es bringt auch Abwechslung in den Spielalltag», erzählt Gleichmann-Federer. Ausserdem seien die Künstler froh, endlich wieder ihren Beruf ausüben zu können: «Es war ein harter Schlag für sie, dass sie über ein Jahr lang nicht auftreten konnten.» Die Artisten wurden vom Walter Zoo für das Theater verpflichtet, reisten teilweise extra aus Deutschland in die Schweiz und mussten sich schliesslich mit Aushilfsjobs im Zoo begnügen. «Meiner Mutter und mir persönlich machte vor allem die Ungewissheit zu schaffen. Auch jetzt wieder: Die Produktionsvorbereitungen für das Tingel-Tangel Variété laufen auf Hochtouren, aber ob wir es letztlich durchführen können, wissen wir nicht», erklärt die Enkeltochter der Zoogründer Walter und Edith Pischl, die gemeinsam mit Mutter Gabi Federer Greulach für die künstlerischen Belange im Zoo verantwortlich zeichnet.
Pix gegen Protz
Da die Attraktionen wie auch die Besucherzahlen im Zoo in den letzten Jahren stetig zugenommen hätten, habe man sich für zwei Aufführungen pro Tag entschieden. «Es hat vermehrt schon am Morgen viele Besucherinnen und Besucher. Ausserdem wollen wir bewusst auch ein Angebot für die kleineren Kinder schaffen», so Gleichmann-Federer. Durch eine leichte Straffung des Stücks, aber insbesondere den Wegfall der Pause, werde der Aufenthalt im Zirkuszelt zeitlich kompakter. Erzählt wird in diesem Jahr die Geschichte von Igel Pix, der sich gemeinsam mit seinen Freunden auf das jährliche Frühlingsfest vorbereitet, dabei aber von Bürgermeister Protz jäh gestört wird. Dieser möchte im Wald einen Supermarkt bauen lassen. «Die Botschaft ist klar: Wir wollen auf den Verlust des Lebensraums einheimischer Wildtiere aufmerksam machen», erklärt Gleichmann-Federer. Seit letztem Sommer betreibt der Walter Zoo eine Auffangstation für verletzte Igel in der Ostschweiz, weshalb man sich für dieses Tier als Protagonisten der Geschichte entschied. Wenn auch mit Verspätung erhält Igel Pix so doch noch seinen grossen Auftritt.
Erwachsene nur mit Zertifikat
«Die Abenteuer von Igel Pix» werden ab Samstag bis zum Ende der Herbstferien im Kanton St.Gallen täglich um 11 und 15 Uhr aufgeführt - am Sonntag zusätzlich um 13 Uhr. Die Vorführungen dauern eine halbe Stunde. Erwachsene erhalten vorderhand nur Zugang mit gültigem Covid-Zertifikat. Es ist ein amtlicher Ausweis vorzuweisen. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre benötigen kein Zertifikat. Ohne Zertifikatsprüfung hätte im Zelt Maskenpflicht gegolten, was bei warmen Temperaturen sehr unangenehm sei, erklärt Gleichmann-Federer. Ausserdem sei mit Sitzbänken ohne nummerierte Plätze das Contact Tracing schwer zu bewerkstelligen. «Letztlich mussten wir einen Entscheid treffen und wir hoffen auf die Akzeptanz bei den Besucherinnen und Besuchern. Wir machen die Spielregeln schliesslich nicht selbst, sondern halten uns an die Vorgaben. Sollten die Massnahmen aufgehoben werden, gilt das selbstverständlich auch für das Zootheater», so Gleichmann-Federer.
Von Tobias Baumann