Eigenen Solarstrom beziehen
Stadtwerke Gossau lancieren Solargemeinschaft Rosenau
Voraussichtlich im Frühsommer wird auf dem Dach des OZ Rosenau eine 840 Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage installiert. Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Gossau können sich ab sofort ihren persönlichen Solarstrom für die nächsten 20 Jahre sichern.
Rosenau «Sogenannte Bürgerbeteiligungsmodelle ermöglichen es jedermann, eigenen Solarstrom zu beziehen, auch wenn man keine Flächen für die Stromerzeugung durch Photovoltaik besitzt», erklärt Cornelia Büchi, Leiterin Markt und Energie bei den Stadtwerken Gossau. Den sperrigen Begriff habe man in Gossau durch Solargemeinschaft ersetzt, ansonsten ein Modell übernommen, das in verschiedenen Städten schon gut funktioniere. «St.Gallen oder Wil kennen solche Gemeinschaften. Mir ist auch das Beispiel von Glarus bekannt. Dort wurden 70 Prozent der Panels in der ersten Woche verkauft», erzählt Büchi. Wie gut das Modell in Gossau aufgenommen werde, würden die kommenden Wochen zeigen. Man habe für das Tool einen Partner gefunden, der solche Modelle schon mehrfach umgesetzt habe, was die Einführung erleichtere. Der Quadratmeter wird für 275 Franken verkauft. Der Käuferin oder dem Käufer werden in der Folge während 20 Jahren 100 Kilowattstunden pro Jahr auf der Stromrechnung gutgeschrieben. Über das Tool, das auf der Homepage der Stadtwerke (https://stadtwerke-gossau.ch/) aufgeschaltet ist, kann man festlegen, welche Flächen man kaufen möchte und virtuell auch seinen Namen darauf eintragen lassen. «Wenn beispielsweise eine Firma oder eine Privatperson ihr Engagement für Nachhaltigkeit dokumentieren möchte, ist dies eine gute Möglichkeit. Aber selbstverständlich ist der Namenseintrag freiwillig», erklärt die Leiterin Markt und Energie.
«Wer zuerst kommt, mahlt zuerst»
Die Photovoltaikflächen werden nach dem Prinzip «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst» vergeben, wobei diese erst einmal auf 20 Quadratmeter pro Person beschränkt sind. «Sollte der Verkauf allerdings nicht so gut laufen wie gewünscht und ein Interessent möchte 50 Quadratmeter kaufen, könnten wir diese Regel selbstverständlich anpassen», stellt Büchi klar. Sowohl für die Kundschaft wie auch für die Stadtwerke stehe bei diesem Projekt nicht die Rendite, sondern das Engagement für Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Stadtwerke würden wohl gerade so die Investition refinanzieren können. Gedacht sei die Solargemeinschaft sowohl für Mieter, die eigenen Solarstrom produzieren wollen, als auch für Wohneigentümerinnen, die beispielsweise nicht über geeignete Dächer oder die finanziellen Mittel für eine eigene Anlage verfügten. Dank dem Gemeinschaftsmodell könnten alle teilhaben. Auch wer nicht weiss, ob er die nächsten 20 Jahre in Gossau und damit Kunde der Stadtwerke bleibt, kann sich beteiligen und erhält im Falle eines Umzugs die Investitionssumme anteilsmässig zurück. «Das wird im Sinne einer ganz einfachen Milchbuchrechnung abgewickelt. Wer seine Fläche beispielsweise nach zehn Jahren zurückgibt, erhält genau die Hälfte seiner Investition zurück», erklärt Büchi. Auch sei es möglich, die Fläche zu übertragen. Da die «Rendite» in Kilowattstunden gutgeschrieben wird, kann diese Übertragung aber nur an Kundinnen oder Kunden der Stadtwerke Gossau erfolgen.
Umsetzung einer Interpellation
Dass das Projekt im OZ Rosenau umgesetzt wird, ist kein Zufall, schliesslich nimmt das Oberstufenzentrum als erste Schule im Kanton St.Gallen am Klima- und Schulprojekt von myblueplanet teil. Die Einführung einer Solargemeinschaft geht auf eine Interpellation des ehemaligen FLiG-Parlamentariers Alfred Zahner zurück, der im Dezember 2018 unter dem Titel «Bürgerbeteiligungsmodell für Solarenergie» die Einführung eines Gemeinschaftsmodells anregte. Mit dem Oberstufenzentrum als öffentlichem Gebäude sei nun ein idealer Standort für die Einführung eines solchen Modells gefunden worden, findet Stadträtin Claudia Martin, Departementsvorsteherin «Versorgung Sicherheit».
Von Tobias Baumann