1500 Laufmeter Informationen
Im Gemeindearchiv Herisau werden Akten zur kommunalen Geschichte verwahrt
Morgen Donnerstag, 9. Juni, ist internationaler Tag der Archive: In Herisau ist Historikerin und Archivarin Gerda Leipold für das Gemeindearchiv verantwortlich. Sie erschliesst Akten für die Gemeinde, deren Inhalt relevant ist, und sorgt dafür, dass diese für die Zukunft bewahrt werden.
Gemeindearchiv 2010 wurde für den Kanton Appenzell Ausserrhoden ein Archivgesetz erlassen, welches den gesetzlichen Auftrag für Gemeindearchive definiert. Dafür, dass dieser auch in Herisau erfüllt wird, sorgt seit 2014 Gerda Leipold, Historikerin und Archivarin. Im Gemeindearchiv Herisau und in externen Beständen befinden sich rund 1500 Laufmeter an Dokumenten, Plänen, Karten, Bildern und digitalen Quellen.
Bewertung, Erschliessung und Bewahrung
Gerda Leipold erreicht im Durchschnitt rund eine Anfrage pro Woche zur Nutzung des Archivs. Zu den Benutzerinnen und Benutzern zählen vor allem Forschende, interne Amtsstellen, Vereine, Medienschaffende und auch Privatpersonen, die beispielsweise etwas über ihren Stammbaum in Erfahrung bringen möchten. Bevor die Akten genutzt und eingesehen werden können, müssen sie die drei Stufen der Bewertung, der Erschliessung und der Bewahrung durchlaufen. Dabei werden beispielsweise konservatorische Schritte, die Überprüfung der Archivwürdigkeit und eine umfassende Beschreibung der Archivalien vorgenommen. Letztere stellt sicher, dass die Dokumente rasch wieder aufgefunden werden können.
Wertvolle Informationen
Die ältesten Schriftstücke im Gemeindearchiv Herisau stammen aus dem Mittelalter. «Unter den Archivalien befinden sich viele wichtige Dokumente zur kommunalen Geschichte», so der Herisauer Gemeindepräsident Max Eugster. Viele der Informationen seien auch für unsere heutige Zeit wertvoll. «Beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren viele Dokumente über den Verlauf der Spanischen Grippe von 1918–1920 oder die frühere Aufnahme von Flüchtlingsgruppen in Herisau eingesehen.»
Umbruch im Archivwesen
«Gerade in den letzten Monaten wurde ebenfalls sichtbar, wie unterschiedlich Geschichte gedeutet werden kann. Doch Schriftstücke bleiben gleich», so Eugster. Daher hätten Archive eine nicht zu unterschätzende Bedeutung – auch in Zukunft. «Aktuell befindet sich das Archivwesen in einem Umbruch», erklärt die Archivarin und Historikerin Gerda Leipold. «Auch wenn die Digitalisierung der Akten heraus-fordernd ist, werden Schritt für Schritt immer mehr Schriftstücke und Bilder digitalisiert. Es werden auch rein digitale Akten verwaltet, um ein digitales Langzeitarchiv zu erstellen.» Aufgrund der steigenden Aktenanzahl seien Archivar-innen und Archivare gefragter als je zuvor.
Von Rebecca Schmid