Eine andere Welt erschaffen
Morgen beginnt in Herisau die Beizenfasnacht. Seit über 35 Jahren dekoriert Claudio Maron mit der Unterstützung seiner Familie Beizen in der ganzen Schweiz. Früher sorgte er mit seinen Mottodekorationen in bis zu sechs Lokalitäten alleine in Herisau für fasnächtliche Stimmung - heuer nur in einer.
Herisau «Es wird sehr wenig kaputt gemacht. Das zeigt uns unter anderem, wie sehr unsere Arbeit geschätzt wird», erklärt Claudio Maron. Ein Ergebnis dieser Arbeit wird ab morgen für zwei Wochen wieder im Nordtrakt beim Treffpunkt in Herisau zu sehen sein. Claudio, seine Frau Pia und Tochter Karin, sowie ihr Partner haben das Eventlokal innerhalb eines Tages in einen Treffpunkt für Schneehasen und Olympioniken verwandelt. Neben den handgemalten Bildern, dem Markenzeichen von Maron Dekorationen, finden sich auch Fotografien von Schneehasen, sowie Tapeten in Alphüttenoptik und andere zum Thema passende Gegenstände im Lokal. Inzwischen bietet Claudio Maron gegen 60 verschiedene Mottos an: «Einige davon, die Dauerbrenner wie zum Beispiel Dschungel oder Après-Ski-Hütte, haben wir in mehrfacher Ausführung.» Doch auch bei diesen Dekorationen kommt nichts von der Stange. «Ich male alle Bilder selbst. Meistens hängen in den Lokalen digitalisierte Versionen meiner Bilder», so Maron. Im Nordtrakt lächeln in diesem Jahr auch fotografierte, leicht bekleidete Schneehasen von der Wand. «Die meisten Dekorationen in der Ostschweiz spielen mit der Erotik», erklärt Maron. Anders sieht es in der Zentralschweiz aus. Dort, in Luzern oder Siebnen zum Beispiel, wird an der Beizenfasnacht eher traditionell gefeiert: «Klassische Mottos wie das Piratenleben oder der Hexenkessel sind dort der Renner.»
Vor dem Aussterben bewahren
Früher dekorierte das Team von «Maron Dekorationen» bis zu sechs Lokalitäten in Herisau. Heuer nur den Nordtrakt. Dies hänge zum einen damit zusammen, dass einige Wirte lieber selbst und dafür weniger aufwändig dekorieren, zum anderen damit, dass es immer weniger dekorierte Beizen gibt. «Das ist sehr schade, da die Beizenfasnacht für die Wirte eine gute Möglichkeit ist, den Gästen etwas zurückzugeben», erklären die Dekorateure.
Gleicher Meinung ist Stefan Kull. Seine Amadeus Bar wird in diesem Jahr trotzdem nicht dekoriert: «Ich konzentriere mich während der Fasnacht auf das Dorfzentrum, da dort auch der Aschermittwoch und das Gugge-Tröffe stattfinden werden.» Auf die Beizenfasnacht freut er sich jedes Jahr besonders. Auch wenn sich diese finanziell lange nicht so lohnt wie früher.
«In einer dekorierten Beiz ist das Gefühl schon ganz ein anderes als in der gewohnten Umgebung. Viele der Gäste schätzen das.»
Die Beizenfasnacht habe über die Jahre an Stellenwert bei den Wirten verloren. Als er vor sechs Jahren seine erste Bar in Herisau übernahm, war die Beizenfasnacht praktisch tot. «Nach einem Höhepunkt, bei dem wieder über zehn Beizen dekoriert waren, sind wir nun leider wieder bei fünf Lokalitäten, die noch dekoriert werden, angelangt», sagt der Gastronom. Das mangelnde Interesse der Wirte sei aber nicht der einzige Grund, warum die Beizenfasnacht immer mehr an Attraktivität einbüsse. «Vor allem bei Frauen hat sie einen schlechten Ruf bekommen, weil es Lokale gab und gibt, die in diesen Tagen eher einer Kontaktbar gleichen als einer Fasnachtsbeiz.» In seinen Bars habe er wohl jeweils Mottos mit einem gewissen Sex-Appeal, jedoch wolle er es nicht billig. «Klar arbeiten die Bardamen an der Fasnacht leicht bekleidet, das gehört irgendwo dazu. Aber eine Beiz in ein Tabledance-Etablissement mit Séparée zu verwandeln, hat mit der Fasnacht einfach nichts zu tun», erklärt der Gastronom.
Fasnachtsparty und Maskenball
Um ein Lokal zu dekorieren, benötigen die Marons je nach Grösse zwischen einem halben und einem ganzen Tag: «Wir sind ein eingespieltes Team und greifen auf eine jahrelange Erfahrung zurück.» Dies kommt ihnen auch beim Abdekorieren zu Gute. Mit bis zu drei Teams werden die Beizen in etwa drei Stunden von der Dekoration befreit. «Würden wir einfach alles runterreissen, wären wir wohl schneller», sagt Claudio Maron und lacht. Doch beinahe das gesamte Material wird wiederverwendet. Auf Wunsch werden auch neue Sujets angefertigt. So wie die Nautilus von Jules Verne, die während der Beizenfasnacht in Luzern die Leute begeistern soll. «Unser Ziel ist der Wow-Effekt und dass die Leute sich wohl fühlen.» Für Stefan Kull, der zusammen mit Harry Ritz die Fasnachtsbeiz im Nordtrakt führt, ist die Beizenfasnacht auch die Möglichkeit Danke zu sagen und neue Kunden zu gewinnen. Deshalb verzichtet er wie auch schon im vergangenen Jahr auf einen Preiszuschlag auf Getränke. «Mein Ziel ist es, das Dorfzentrum an der Fasnacht zu beleben. Deshalb freut es mich auch besonders, dass wir am Gugge-Tröffe vom Sonntag, 18. Februar, im Nordtrakt diverse Guggen begrüssen dürfen.» Auch der Aschermittwoch, 14. Februar, die Fasnachtsparty am Freitag, 16. Januar, und der Maskenball am 17. Januar dürften die Fasnachtsbegeisterten in den Nordtrakt locken. «Ein weiteres Highlight wird der Apéro mit den Schnitzelbänklern vor dem Herisauer Schnitzelbankabend am Donnerstag, 15. Februar um 18 Uhr.»