Marion Schiess
hat den ersten Unverpackt-Laden in St.Gallen eröffnet.
Ursi Frischknecht (mitte) mit Einkäuferin Susi Gutgsell und Marlen Forster (v.l.) rk
Seit 2007 findet man den claro Weltladen in Herisau an seinem heutigen Standort am Obstmarkt 7. Den Verein Dritte-Weltladen Herisau, welcher das Ladengeschäft betreibt, gibt es aber bereits seit 1983.
claro Weltladen Seit 1991 ist Ursi Frischknecht Mitglied im Verein Dritte-Weltladen Herisau. Dazu gekommen ist sie durch eine Freundin. «Anfangs war ich für den Einkauf zuständig», erinnert sich Frischknecht. Dieser habe sich von damals zu heute stark gewandelt. Die beiden Einkäuferinnen die heute für das abwechslungsreiche Sortiment im claro Weltladen zuständig sind, Marlen Forster und Gabi Fuchs, können die Waren über die claro Fair Trade AG bestellen oder sich an einer Messe für Fair Tradeprodukte die passenden Verkaufsartikel aussuchen. Früher hätte Frischknecht unter anderem das riesige Lager der Caritas durchsuchen müssen, bis sie geeignete Verkaufsgegenstände gefunden hätte. Obwohl der Name des claro Weltladens und das Produktesortiment, dass grösstenteils von claro stammt darauf schliessen lassen, wird das Ladengeschäft in Herisau nicht von claro organisiert.
Mitte der 70er kam die 3. Weltladen Bewegung in der Schweiz auf. Auch in Herisau gab es ab 1983 ein Ladengeschäft an der Schmiedgasse. «Die Läden haben alle ihr eigenes Ding gemacht. Es ging ziemlich unorganisiert zu und her, die Produkte wurden von OS3 (Organisation Schweiz – 3. Welt), aus der 20 Jahre später die claro Fair Trade AG entstand, bezogen», so Frischknecht. Der Verein mit rund 180 Mitgliedern, welcher heute den Claro Laden in Herisau betreibt, war auch damals schon für den 3. Weltladen zuständig.
Bis 2011 wurde dieser von Ruth Beutler präsidiert, die ihr Amt gesundheitsbedingt an Ursi Frischknecht abgab. «Zu Beginn war es nur interim. Jetzt bin ich bald zehn Jahre Interimspräsidentin», sagt Frischknecht und schmunzelt.
14 freiwillige Verkäuferinnen teilen sich die Schichten im Ladengeschäft. «Nur dank ihnen ist der Betrieb des Ladens möglich. Dennoch sind wir auf der Suche nach neuen Gesichtern. Gerne auch jüngeres Verkaufspersonal, das neue Ideen mitbringt», so die Präsidentin. Das solle aber nicht heissen, dass das aktuelle Personal keine Ideen habe. Ganz unterschiedliche Frauen bringen sich ein und sind bereit, sich für den Betrieb des Ladens zu engagieren. «Monatlich treffen wir uns zu Verkäuferinnensitzungen und besprechen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Dabei geht es beispielsweise um die Auswahl des Geschenkpapiers. Von claro wird nämlich nur Uni-farbiges vertrieben und das ist uns zur Weihnachtszeit doch etwas zu fade.» Um sich claro Weltladen nennen zu dürfen, hat der Verein einen Vertrag mit der claro Fair Trade AG. In diesem wird beispielweise vorgeschrieben, dass im Laden ein gewisser Anteil an claro Produkten angeboten werden muss. «Es ist aber ein sehr lockerer Vertrag. Unsere Einkäuferin Susi Gutgsell ist z.B. verantwortlich für Produkte aus der Region, vom Kreativ-Atelier und von Mensch Natur», erklärt die Herisauerin. Das Sortiment wird laufend angepasst. Immer hoch im Kurs sind die vielseitigen Schokoladen, Kaffee, Teesorten, Gewürze und auch die speziellen Reissorten. Gerade in der Weihnachtszeit werde das Reisdreieck mit fünf verschiedenen Reissorten sehr geschätzt. Eine schwarze Schokolade, die in Bolivien mit Fair Trade Produkten produziert wird, war 2018 sogar Siegerin beim Blindtest dunkler Schokolade der Fédération romande des consommateurs (welsches Konsumenten-Magazin). Aktuell findet man im claro Weltladen auch Schals aus Kaschmir und Schafswolle, T-Shirts und Pullover aus Bambus, die nach der Vorlage von jungen Schweizer Designerinnen in Nepal nach Fair Trade Standards unter dem Label TGIFW gefertigt werden
claro Fair Trade legt grossen Wert auf möglichst hohen Anteil Fair Trade in ihren Produkten. Bei vielen anderen Fair Trade Zertifizierungen sind oftmals im einzelnen Produkt nur eine Zutat «Fair Trade» und der Artikel darf dann trotzdem als «Fair Trade» bezeichnet werden. Dies ist möglich, weil das Label «Fair Trade» nicht geschützt ist. Nicht nur die Bezeichnung Fair Trade, die heute für immer mehr Bereiche verwendet wird, habe sich in den letzten Jahren geändert. «Früher kaufte man beispielsweise eine Tasche aus Idealismus (um etwas Gutes zu tun). Heute auch, weil sie gefällt», ist sich Frischknecht sicher. Textilien und Dekorationsgegenstände werden im Weltsüden gezielt für den europäischen Geschmack produziert. «In Afrika oder Asien werden beispielsweise ganz andere Farben als schön betrachtet als hier bei uns. Die Gegenstände die wir im Angebot haben, treffen heute den Geschmack unserer Kundschaft. Erfreulich ist, dass unser Sortiment in den letzten Jahren auch vermehrt junge Leute und Männer anspricht».
Für die Vorweihnachtszeit hat das Team vom claro Weltladen vor allem die Auswahl im Kunsthandwerk aufgestockt. Dann finden sich neben Produkten wie Kaffee, Tee, Honig, Gewürzen und Schokolade auch z.B. Kosmetika von colonche Line und Soglio, syrische handgemachte Seife aus Aleppo und Waschstreifen aus Österreich. Bei den Waschstreifen handelt es sich um ein Ökoprodukt welches das Wasser weniger belastet als herkömmliches Waschmittel. «Bei uns findet man mehr, als man sich in einem Dritte Weltladen vielleicht vorstellen könnte. Am besten man überzeugt sich selbst», so Frischknecht. Die Möglichkeit dazu gibt es unter anderem am Christchindlimarkt vom 7. und 8. Dezember. Dann hat auch der claro Weltladen geöffnet und freut sich auf zahlreiche Kunden im Geschäft am Obstmarkt 7.
www.claro.ch
Von Ramona Koller
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