Hugo Borner
hat das Kartenspiel "Wunderkarten" entwickelt.
Der Bund hat vor Kurzem den Mangel an Medikamenten als «problematisch» eingestuft. Schweizweit spitze sich der Mangel zu. Die nationalen Behörden wollen mit einer Taskforce Massnahmen prüfen, um die Versorgungslage zu verbessern. Wie sieht es im Ausserrhodischen aus?
Mangel «Die Situation ist aufgrund eines möglichen Versorgungsengpasses seit Dezember angespannt», sagt Kantonsärztin Dr. med. Franziska Kluschke. In Appenzell Ausserrhoden sind 117 Personen aufgrund einer Abhängigkeitserkrankung in einer Opioid-Agonisten-Therapie. «Hiervon werden zwei Drittel mit Methadon behandelt. Ein Teil dieser Patientinnen und Patienten erhält Ketalgin, dessen Verfügbarkeit begrenzt ist. Auf den bisher für 2023 eingegangenen Verlängerungsgesuchen (circa 80 Prozent der Behandelten), wird noch in keinem Fall ein Wechsel von Methadon auf eine andere Substitutionsmittelklasse angegeben», so Kluschke. Die Firma Streuli Pharma AG hat Ende vergangene Woche angekündigt, dass noch im Februar mit der notfallmässigen Produktion grosser Mengen an Methadon-Kapseln für die Schweiz via Magistralrezeptur im Apothekenauftrag begonnen werde. «So zeichnet sich eine erste Entspannung ab», sagt Kluschke. Für viele betroffene Patientinnen und Patienten stelle die Ungewissheit über einen möglichen Versorgungsengpass eine Belastung dar. «Sollten wider Erwarten alle genannten Bemühungen und Ausweichmöglichkeiten nicht ausreichen, um den möglichen Engpass zeitgerecht abzuwenden, könnte in absehbarer Zeit nicht mehr ausreichend Methadon verfügbar sein», sagt sie. In diesem Fall müssten einige Patientinnen und Patienten vorübergehend auf eine Behandlung mit einer anderen Substitutionsmittelklasse umgestellt werden. Diese Medikamente seien auch wirksam und sicher, jedoch sei der Wechsel von einem «bekannten und erprobten» Präparat für Patientinnen und Patienten oft mit Unsicherheiten behaftet. «Während der Umstellungsphase ist zudem im Regelfall eine engere medizinische Anbindung notwendig», sagt Kluschke. Ein Mangel wäre auch aus anderen Gründen problematisch: «Auch wenn mehrere wirksame Substitutionsmittel anstelle von Methadon zur Verfügung stehen, können Umstellungsphasen für die Betroffenen herausfordernd sein», sagt die Kantonsärztin. Mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt, müsse unter Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen das Dosisoptimum neu eingestellt werden. «Es ist nicht auszuschliessen, dass eine solche Umstellungsphase, die für manche eine besondere Belastungssituation bedeutet, in Einzelfällen auch mit Rückschlägen in der Bewältigung der Suchterkrankung einhergeht», sagt die Ärztin. Bei besonderer Vulnerabilität könnten Patient und Behandler jedoch auch während eines Engpasses eine prioritäre Weiterbehandlung mit Methadon, zum Beispiel im Rahmen der Magistralherstellung, erwägen.
Beim Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR) ist die Lage noch entspannt. «Im Moment sind wir mit allem versorgt. Was nicht verfügbar ist, konnten wir durch Alternativen kompensieren. Noch ist es so, dass man durch Alternativen oder Importe eine Lösung finden kann. Für Patientinnen und Patienten gibt es derzeit keinen Grund zur Sorge», sagt Alain Kohler, Leiter Marketing und Kommunikation beim SVAR. Dennoch: Alle Medikamentengruppen seien betroffen und fast täglich würden neue Lieferengpässe hinzukommen und die bestehenden nicht behoben. «Teilweise sind wir bereits bei der Alternative zur Alternative. Die Situation verschlechterte sich bereits in den letzten Jahren zunehmend», so Kohler. Als «Erstversorger» müsse sich der SVAR in Rücksprache mit der Ärzteschaft schon seit längerem um Substitutionsmöglichkeiten kümmern und teilweise auf andere Therapien umstellen. «Nun ist die Thematik auch in der Öffentlichkeit angekommen und in aller Munde, da auch freiverkäufliche Medikamente betroffen sind», sagt Kohler. Die Gründe für die Engpässe seien vielseitig und schwierig ganzheitlich zu erfassen. Bei einigen Medikamenten sei der Bedarf gestiegen. Dies führe zu einer Verzögerung beim Nachschub. «Dieser verspätet sich aber auch, weil in China, wo ein Grossteil der Wirkstoffe produziert wird, die Pharmafirmen noch nicht wieder auf Hochtouren laufen. Weiter fehlt es weltweit auch beim Nachschub an Verpackungsmaterial», erklärt Kohler. Die Task Force des Bundes will Massnahmen prüfen, um die Versorgungslage zu verbessern. «Wir begrüssen das Einberufen der Task Force. Da die Lieferengpässe europaweit bestehen und sich die Lage eher zuspitzt, rechnen wir jedoch nicht mit einer kurzfristigen Entspannung der Situation», so Kohler.
Stefanie Rohner
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