«Die Leute ins Stadion locken»
Florian Blatter zur Fusion der beiden städtischen Eishockeyclubs
Der HC Eisbären St.Gallen und der EHC St.Gallen gehen in eine gemeinsame Zukunft. Nach einer erfolgreichen Saison mit dem Gewinn des 2. Liga-Meistertitels Gruppe Ost machen die Eisbären nach der Fusion sportlich freiwillig einen Schritt zurück, spielt das Aktivteam in der nächsten Saison doch in der 3. Liga.
Eishockey «Ich bin sehr erleichtert, haben wir die Fusion mit dem EHC hingekriegt. Sie war schon länger ein Thema und jetzt war die Zeit reif, um die Hockeyszene hier in St.Gallen zu vereinen», sagt Florian Blatter, der bisherige Präsident der Eisbären, der nun auch dem neuen, fusionierten Verein vorstehen wird. Der 38-Jährige spielte während seiner Profikarriere in der NLA für Davos, die Rapperswil-Jona Lakers und den HC Lugano und feierte mit den Bündnern zwei Meistertitel. Nach seinem Rücktritt vom Profisport kam Blatter erst als Spieler zu den Eisbären, übernahm dann verschiedene Aufgaben als Funktionär und wurde 2021 schliesslich zum Präsidenten gewählt. «Die Aufstiegschance in die 1. Liga in diesem Frühjahr freute uns. Für den Verein kam dieser Schritt aber leider noch zu früh», erklärt Blatter, wieso das Aktivteam nach der Fusion in der 3. Liga spielt. Bisher habe man das Glück gehabt, dass die Einheimischen kostenlos für den Club gespielt hätten, doch nun habe ein Teil der Spieler den grossen Aufwand nicht mehr betreiben wollen und ein Teil habe lukrative Angebote von anderen Clubs angenommen, erzählt Blatter. Selber Spieler mit finanziellen Anreisen zu ködern, entspreche nicht der St.Galler Clubphilosophie: «Wir wollen die Leute ins Stadion kriegen und dazu müssen wir als Verein mit eigenen Nachwuchsspielerinnen und -spielern von innen heraus wachsen», hält Blatter fest. «Gerade hier in St.Gallen in der Hauptstadt der Ostschweiz hat der Eishockeysport ein Riesenpotenzial, sich neben Fussball und Handball zu etablieren.»
Neustart in der 3. Liga
Diese Philosophie werde man konsequent verfolgen. «Wir brauchen verstärkt die Unterstützung regionaler Partner und Sponsoren. Eine Wertegemeinschaft, die unser Nachwuchskonzept und einen gesunden Aktivsport unterstützt, damit wir dann auch finanziell und nicht nur sportlich bereit sind für höhere Ligen», erklärt Blatter. Das neue, gemeinsame Team wird nun erstmals in der 3. Liga spielen, obwohl die Eisbären im Frühjahr beinahe den Aufstieg in die 1. Liga geschafft hätten. 2015 stellte der HC Eisbären St.Gallen erstmals ein eigenes Team bei den Aktiven. Die Mannschaft bestand weitgehend aus Spielern, welche die Eislauf-Hockeyschule der «Stadtbären St.Gallen» durchlaufen hatten. Diese war 1999 von Remo Waser zur Förderung des Eissports in St.Gallen gegründet worden und aus ihr ging der HC Eisbären St.Gallen hervor – zuerst bei den Junioren, 2015 erstmals bei den Aktiven. In sieben Jahren schafften es die Eisbären aus der 4. Liga an die Spitze der 2. Liga und als Ostschweizer Meister spielten die St.Galler in diesem Frühjahr gegen die beiden anderen Regionalmeister gar um den Aufstieg in die 1. Liga. Diese beiden Partien gingen zwar verloren, doch weil einer der Konkurrenten auf den Aufstieg verzichtete, hätten die St.Galler nachrücken können.
Ausbildung steht im Zentrum
Nun macht man erst einmal einen Schritt zurück, um dem Nachwuchs Zeit zu verschaffen. Priorität habe die Ausbildung von jungen Spielern. Die Eishockeyschule der Stadtbären biete eine ideale Einstiegsgelegenheit, ein besonderes Augenmerk sei auf den Übertritt in den Nachwuchsbereich zu legen. Zusammen mit der Eishockeyschule habe man ein Nachwuchskonzept erstellt, welches nun in die Realität umgesetzt werde. «Darin vorgesehen ist auch ein professioneller Nachwuchsleiter, welcher die Umsetzung koordiniert und begleitet. Der Nachwuchs liegt mir besonders am Herzen und er ist das Kernstück erfolgreicher Vereine», so Blatter.
Von Tobias Baumann