Grosse Hoffnungen auf eine reguläre Saison
Am 18. September startet der SC Herisau in die Spielzeit 2021/22 und die Saisonziele klingen aussergewöhnlich
Bald beginnt die Eishockeysaison 21/22. Nach einer sehr kurzen Corona-Spielzeit mit nur fünf Einsätzen hat sich die Priorität bei den Saisonzielen verschoben. Oben auf der Liste steht der Wunsch, wieder durchspielen zu dürfen und das möglichst vor Zuschauern. Das sportliche Ziel des SC Herisau lautet Playoffs.
Vorschau Ein Blick auf die Kaderliste zeigt, dass sich die Mannschaft gegenüber dem Vorjahr kaum verändert hat. «Allerdings sind weitere Spieler aus dem Nachwuchs in die erste Mannschaft übernommen worden», ergänzt Trainer René Stüssi. Er könne mit 24 Spielern planen, davon sind zehn Verteidiger. «Viele Teams haben zu wenig davon, wir verfügen zum Glück über genügend Defensivspieler.» Wobei die defensive Qualität nicht im direkten Zusammenhang mit der Menge an Verteidigern stehe. Defensiv verlange er Disziplin, im Angriff gebe es bei ihm mehr Freiheiten. Stüssi betont: «Defensivarbeit hat Priorität. Erst muss die Drecksarbeit erledigt werden, ehe man vor dem gegnerischen Tor jubelt.» Von den jungen Spielern erwarte er, dass sie frech und mutig auftreten, etwas ausprobieren und den Gegner überraschen. «Damit wir als Team unberechenbarer sind.»
Trainer, Vater, Psychologe
Das Durchschnittsalter des Teams liege bei etwa 22 Jahren, womit der SCH eines der jüngsten Teams der Liga stelle. «Diese jungen Spieler stehen aber nicht einfach auf der Kaderliste, sie kommen tatsächlich zum Einsatz», betont der Trainer und ergänzt: «Nach Möglichkeit spielen wir mit vier Linien.» Mit anderen Worten: Der Nachwuchs müsse auf dem Eis Verantwortung übernehmen. Stüssi wird mit dieser Ausgangslage besonders gefordert. Als Grundlage seiner Arbeit bezeichnet er «Kommunikation» und «Respekt»: «Ich bin auch Vater und Psychologe.» In dieser Rolle fühle er sich aber wohl. Unterstützt werde er von seinem Assistenztrainer Beni Schmalbach, den er seit vielen Jahren kenne und der in Herisau zum Inventar gehöre. «Wir vertreten die gleiche Philosophie und reden viel miteinander.» Besonders erwähnt Stüssi auch Captain Roman Popp sowie dessen Crew. «Ich bin für Anregungen dankbar, auch ich mache Fehler.»
Einsatz und Zusammenhalt
Die Strategie mit der verstärkten Nachwuchsförderung ist nicht neu. Vereinspräsident Dario Heinrich erklärt: «Unsere Philosophie hat sich bewährt, seither ist Ruhe in den Verein eingekehrt.» Weil die Spieler keine Entschädigung erhalten, gewichten sie die Bedeutung von Beruf oder Studium allerdings manchmal höher. Damit haben aber beide kein Problem. «Manchmal fehlt ein Spieler beim Training oder beim Match. Dann müssen wir flexibel reagieren. Aber ohne diese Flexibilität würde das Konzept nicht aufgehen», betont Stüssi. Auf die Frage nach dem Charakter der Mannschaft spricht er die Erfahrungen der kurzen Saison 20/21 und der ersten Testspiele 21/22 an. «Die Einsatzbereitschaft und der Zusammenhalt sind positiv. Wir haben Spass und reden viel miteinander.» Als Spieler habe er das persönlich schon anders erlebt. Doch es brauche Zeit, bis die Mannschaft seine Philosophie verstehe. «Ich lege Wert auf Details. Wer richtig auf dem Eis steht, muss weniger laufen. Eine gute Technik ist wichtig fürs Passspiel und das Timing. Wer sauber auf den Schlittschuhen steht, hat mehr Raum und Zeit.»
Zuschauer sind eingeplant
Der SC Herisau investiert rund 150000 Franken in die erste Mannschaft und mindestens noch einmal eineinhalb Mal so viel in die Nachwuchsarbeit. Ein Teil dieses Budgets soll durch Zuschauereinnahmen gedeckt werden. Die Details des Corona-Schutzkonzeptes stehen noch nicht fest. «Wir wissen nicht wie und unter welchen Bedingungen wird die Meisterschaft starten können», sagt der Präsident. Unabhängig davon sei klar, «dass wir die Zuschauereinnahmen brauchen, auch wenn wir bei der Budgetierung reagiert haben». Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass die Sponsoren dem Verein trotz verpfuschter Corona-Saison treu geblieben seien. «Sportlich sind wir froh, überhaupt spielen zu dürfen und sollte es vor Publikum möglich sein, wäre es noch schöner», ergänzt Stüssi und nennt zum Abschluss des Gesprächs das wichtigste Saisonziel für alle Beteiligten: Gesundheit.