Gute Figur erst nach dem Spiel
Der FC St.Gallen verliert den Cupfinal - so bleibt diese Saison eine Enttäuschung
Dem FC St.Gallen bot sich am Montag die Chance, aus einer mittelmässigen eine äusserst erfolgreiche Saison zu machen. Doch ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt zeigten die St.Galler eine bescheidene Leistung.
Fussball Nach einer guten halben Stunde lag der FC St.Gallen in seinem ersten Cupfinal seit 23 Jahren bereits mit 0:2 im Hintertreffen. Zwei schön vorgetragene Angriffe reichten den Luzernern, um den Cupfinal in die für sie richtigen Bahnen zu lenken. Denn obwohl die St.Galler durch Junior Adamu noch vor der Pause verkürzen konnten, standen sie dem Ausgleich in der gesamten Partie nie wirklich nahe. In der zweiten Halbzeit kamen die St.Galler zu keinem einzigen gefährlichen Abschluss. Und schon in der ersten Hälfte waren die Espen abgesehen vom Anschlusstreffer kaum je aussichtsreich vor dem Luzerner Tor aufgetaucht. Dass ein Schuss von Aussenverteidiger Nicolas Lüchinger neben dem Treffer die gefährlichste St.Galler Aktion des gesamten Spiels war, sagt alles über die Offensivleistung der Espen in diesem Final. Höchstens ein Elfmeterpfiff, der nach einem leichten Zupfer an Youans Schulter zu Beginn der zweiten Halbzeit möglich und kurz vor Schluss bei einer Aktion von Luzern Goalie Marius Müller gegen Lukas Görtler zwingend gewesen wäre, hätte den St.Gallern einen Treffer ermöglichen können. Immerhin nach dem Schlusspfiff machten die St.Galler eine gute Figur, als sie in den Interviews allesamt dem Gegner fair gratulierten, dessen Überlegenheit an diesem Tag anerkannten und nicht auf die für sie unglücklichen Schiedsrichterleistungen verwiesen.
Offensive Harmlosigkeit
Dass die St.Galler in dieser so kapitalen Partie offensiv nichts zustande brachten, darf angesichts der gezeigten Leistungen in dieser Saison allerdings nicht überraschen. Abgesehen vom 4:1-Heimsieg gegen YB im Cup und der 5:0-Gala gegen Lausanne im letzten Heimspiel zeigten sich die St.Galler in der Offensive das ganze Jahr über harmlos. In etlichen Partien kamen die Espen kaum je gefährlich vors gegnerische Tor, daran konnte auch das jeweils frühe Anlaufen des Gegners insbesondere in der Anfangsphase der Partien nichts ändern. Die offensive Harmlosigkeit hat verschiedene Gründe. So die Qualität der Angreifer, von denen keiner die Qualitäten eines Demirovics besitzt, was man aber auch nicht erwarten konnte. Zudem fehlte die Unterstützung in der Torproduktion durch die Mittelfeldspieler, wofür Jordi Quintilla exemplarisch steht, der noch in der Vorsaison 13 Tore erzielt hat und es in dieser Spielzeit gerade noch auf zwei Treffer brachte. Und nicht zuletzt haben sich die Gegner inzwischen auf das St.Galler Angriffspressing eingestellt, schliesslich treten die Espen stets mit dem gleichen Rezept an. Als Grund für die nicht zufriedenstellende Rangierung in der Meisterschaft, in der es nur zu Rang 7 reichte, wurde ausserdem oft die mangelnde Breite im Kader angeführt. Gerade Victor Ruiz, Lukas Görlter oder Betim Fazliji wirkten teilweise überspielt und machten den einen oder anderen ungewohnten Fehler, die teilweise wertvolle Punkte kosteten. Für die St.Galler sollte es aus dieser Sicht von Vorteil sein, wenn ab nächster Saison wieder im gewohnten Rhythmus und nicht alle drei Tage gespielt wird. Dann können die Espen hoffentlich auch wieder auf ihren zwölften Mann zählen!
Von Tobias Baumann