«Programm ist extrem vielschichtig»
16. bis 19. Juni: St.Gallen als Host City der National Summer Games
Morgen Abend steigt im Kybunpark die Eröffnungsfeier für die National Summer Games. In 15 Sportarten werden bis Sonntag rund 1‘400 Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Beeinträchtigung um die Medaillen kämpfen.
Special Olympics Im Frühjahr 2019 erhielt St.Gallens Kandidatur unter dem Motto «St.Gallen mit allen» vom Stiftungsrat von Special Olympics Switzerland den Zuschlag für die alle vier Jahre stattfindenden National Summer Games. Gut drei Jahre später ist es nun morgen endlich so weit und die Spiele für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung starten. In den Sportarten Basketball, Boccia, Bowling, Fussball, Golf, Judo, Leichtathletik, Petanque, Rad, Reiten, Segeln, Schwimmen, Tennis und Tischtennis werden in den nächsten Tagen Medaillen verteilt. «Am meisten Teilnehmende haben wir – wie könnte es anders sein? – im Fussball», sagt Ok-Mitglied Martin Mock, der für das Ressort «Sport & Diversity» verantwortlich zeichnet, lachend. Rund 40 Mannschaften werden im Gründenmoos gegeneinander antreten. Basketball mit rund 20 Mannschaften, darunter zwei Teams der Valida St.Gallen, sei ebenfalls sehr beliebt. «Bei den Einzelsportarten verzeichneten wir im Schwimmen mit Abstand die meisten Anmeldungen. Leider ist der Platz im Hallenbad Blumenwies bekanntlich begrenzt, weshalb wir das Teilnehmerfeld trotz über 300 Anmeldungen auf 240 beschränken mussten», erzählt das Geschäftsleitungsmitglied der Valida. Ebenfalls populär seien die Leichtathletikwettbewerbe mit rund 120 Startenden. Diese Wettkämpfe werden auf der Leichtathletikanlage Neudorf ausgetragen.
Handball als Promosportart
Ausser im Schwimmen habe man keine Athletinnen und Athleten abweisen müssen. Ganz im Gegenteil: In St.Gallen kommt es sogar zu einer Premiere, wird doch Handball als Promosportart angeboten. «Wir wollen in St.Gallen als Handball-Hochburg zeigen, wie diese Sportart unter den Bedingungen von Special Olympics erfolgreich gespielt werden kann», so Mock. Dazu werden extra Spieler aus Österreich und Deutschland anreisen, wo Handball für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung schon etablierter ist. Auch in den 14 regulären Sportarten der Summer Games treten einige ausländische Athletinnen und Athleten an. «Sechs ausländische Teams wurden von Special Olympics Switzerland als Gäste an die Spiele eingeladen. Das ist üblich so», erzählt Mock, der sich schon lang als Coach engagiert und die National Games aus eigener Erfahrung bestens kennt. Ansonsten kämen die Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Schweiz. «Aus dem Tessin reist eine grosse Boccia-Delegation an, die Westschweiz verfügt über besonders viele Tischtennisspieler», erzählt Mock. An der Eröffnungsfeier laufen die Sportlerinnen und Sportler als Delegation verschiedener Einrichtungen ein. Die Valida St.Gallen wird mit 58 Sportlerinnen und Sportler an den Start gehen. Als Lokalmatadoren stehen neben der Valida-Delegation auch eine St.Galler Fussballmannschaft, Athleten des Schwimmclubs St.Gallen-Wittenbach, ein Basketballteam von St.Otmar Basket und verschiedene Einzelathleten von PluSport St.Gallen im Einsatz.
Einteilung nach Stärkeklassen
Bereits morgen starten die sportlichen Wettbewerbe, wobei noch keine Medaillen vergeben werden, sondern erst einmal die Einteilungswettkämpfe stattfinden. Das sogenannte Divisioning dient dazu, Kategorien mit jeweils acht möglichst gleich starken Teilnehmenden zu bilden, so dass alle eine Chance auf einen Medaillengewinn haben. Doch wird dabei nicht getrickst, indem man beim Einteilungswettkampf nicht mit vollem Einsatz ans Werk geht? «Das haben wir gut im Griff, denn wer bestimmte Limiten an Verbesserungen übertrifft, kann disqualifiziert werden. Bei den Mannschaftssportarten kennt man sich untereinander ohnehin und das Leistungsniveau der Teams ist bekannt», so Mock. Wenn, dann gebe es eher das eine oder andere Schlitzohr unter den rund 500 Coaches denn bei den Athleten. Doch angesichts des grossen Teilnehmerfeldes seien Ungereimtheiten im Wettkampf die absolute Ausnahme.
Jeder Sport hat Eigenheiten
12 der 15 Sportarten werden in St.Gallen ausgetragen; Reiten in Wittenbach, Golf in Waldkirch und Segeln in Arbon. «Das Programm ist extrem vielschichtig. Jede Sportart hat ihre Eigenheit und ist auf ihre Weise anforderungsreich.» Fürs Segeln werde die Seerettung benötigt, fürs Radfahren müssten die Strassen im Museumsquartier gesperrt werden und die Golfer bräuchten besondere T-Shirts mit Kragen, nennt Mock einige Beispiele. Für sie als Organisatoren sei aber vor allem besonders wichtig, dass man auf Hitze, Kälte oder Gewitter richtig vorbereitet sei, um falls nötig sofort reagieren zu können. «Verläuft alles nach Plan, wäre es mein Wunsch, zu den Sportlern zu gehen und an der einen oder anderen Medaillenvergabe dabei zu sein», so Mock.
Von Tobias Baumann