Wie stark ist der FC St.Gallen tatsächlich?
Espen wollen nach den Niederlagen gegen Lausanne und Sion gegen GC zurück in die Erfolgsspur
Niederlagen gegen die Schlusslichter Luzern und Lausanne, Siege gegen die Schwergewichte YB und Basel. Die gesamte Liga und wohl insbesondere die Gegner fragen sich aktuell, wie stark der FC St.Gallen tatsächlich ist? Das Spiel am Sonntag gegen GC könnte eine erste Antwort liefern.
Fussball Basel hat in dieser Saison eine einzige Niederlage kassiert, Luzern einen einzigen Sieg gefeiert ? beide gegen den FC St.Gallen. Dieser Umstand illustriert exemplarisch das Auf und Ab der St.Galler in den letzten Wochen. Als man sie nach der Niederlage gegen Luzern definitiv im Abstiegskampf wähnte, folgten die Siege gegen Meister YB und Leader Basel. Als sich dank diesen beiden unerwarteten Erfolgen gegen Lausanne die Chance bot, die Differenz zum Tabellenende auf komfortable zehn Punkte auszubauen, folgte eine extrem unnötige Heimniederlage und gleich noch ein schwacher Auftritt gegen Sion. Dagegen holten die Espen ausserdem auch gegen den aktuellen Leader Zürich in einer begeisternden Partie beim 3:3 zuhause einen Punkt und standen dabei dem Sieg sogar deutlich näher als der Gegner. So entsteht der Eindruck, die St.Galler täten sich leichter gegen die starken Mannschaften.
Was spielt sich im Kopf ab?
Erklärungen dafür gäbe es durchaus, wobei sich solche «Wahrheiten» im Fussball jeweils sehr schnell wieder ändern können. Wenn Spitzenteams Mühe haben gegen die Tabellenletzten wird häufig das Argument ins Feld geführt, der Gegner sei unterschätzt worden. Diese Erklärung greift bei den St.Gallern auf keinen Fall, denn die meisten Spieler haben noch keinen besonderen Leistungsausweis und ausserdem steht mit Peter Zeidler ein Trainer mit einer hohen Sozialkompetenz an der Seitenlinie, der sehr schnell einschreiten würde, sollten einzelne Exponenten einen Gegner auf die leichte Schulter nehmen. Eine Rolle spielen könnte dagegen die psychologische Ausgangslage vor den Partien. Wenn man gegen starke Gegner nichts zu verlieren hat, die Erwartungshaltung tief ist und man aus der Aussenseiterrolle angreifen kann, ist das gerade für junge Spieler meist einfacher als wenn man gewinnen muss und entsprechenden Druck spürt.
Mehr Zugriffsmöglichkeiten
Neben der psychologischen gibt es ausserdem eine spieltaktische Erklärung. Die St.Galler laufen den Gegner gerne hoch an und setzen ihn mit Pressing unter Druck. Bei Mannschaften, die gepflegt hinten herausspielen wollen, bieten sich mehr solche Zugriffsmöglichkeiten. Ausserdem wollen die St.Galler nach Ballgewinnen mit schnellem Umschaltspiel hinter die Abwehr des Gegners kommen. Spitzenteams stehen in der Regel höher, da sie dem Spiel den Stempel aufdrücken wollen, wodurch sich den St.Galler mehr Raum für schnelle Konter bietet. Es ist kaum Zufall, dass die St.Galler ausgerechnet gegen das sehr tief stehende Lugano zuletzt kaum je zu Punkten kamen. Gegen GC dürfte sich am Sonntag eher die eine oder andere Lücke auftun, schliesslich spielen die Hoppers in dieser Saison meist mutig nach vorne. Das erste direkte Aufeinandertreffen endete mit einem 5:2 für die Zürcher. tb