«Wir wollen den WM-Titel»
WaSa-Eigengewächs Michael Schiess für WM aufgeboten
Michael Schiess steht im Aufgebot von Nationaltrainer David Jansson für die Unihockey-Weltmeisterschaft, die vom 3.-11. Dezember in Helsinki stattfindet. Damit wird erstmals in der Geschichte des UHC Waldkirch-St.Gallen ein Schweizer Spieler an einer WM teilnehmen.
Unihockey «Das Aufgebot bedeutet mir sehr viel. Eine WM-Teilnahme ist ein grosses Ziel, das ich jetzt seit längerem verfolgt habe. Nun spüre ich eine Erleichterung, aber auch Dankbarkeit, denn dieses Ziel hätte ich alleine nie erreichen können», erzählt Michael Schiess, der in der letzten Woche von Nationaltrainer David Jansson in den 20-köpfigen WM-Kader berufen wurde. 2018 wurde der heute 24-Jährige erstmals in ein Camp der Nationalmannschaft eingeladen, 2019 absolvierte er seine Länderspielpremiere. Inzwischen sind 15 weitere Partien dazugekommen, doch keines dieser Spiele ist mit einem WM-Auftritt zu vergleichen. «Für die WM ist der Kader immer ein wenig kleiner als für die anderen Zusammenzüge», erklärt Schiess. Deshalb habe er sich trotz zuletzt regelmässiger Aufgebote keinesfalls sicher sein können. Doch seit letzter Woche hat der rechte Flügel, der in der Saison 2019/2020 sensationell zum Liga-Topscorer avancierte und auch in dieser Spielzeit nach 10 Partien bereits wieder 15 Scorerpunkte auf dem Konto hat, Gewissheit, dass er in Finnland dabei sein wird - als erster Schweizer Spieler von WaSa. «Alle im Verein haben sich sehr gefreut, ich habe viele Gratulationen erhalten», erzählt der Waldstätter, der aus dem eigenen Nachwuchs stammt. Er habe sich bei allen bedankt, da er es ohne die Mithilfe aller ja nie an eine WM hätte bringen können.
Duell mit einem Clubkollegen
Am 24. November wird die Nationalmannschaft für die WM-Vorbereitung in ein sechstägiges Camp nach Valencia reisen. «Dort stehen Teambuilding und Taktik im Vordergrund. Wir werden nochmals ein paar Mal gemeinsam trainieren», erzählt Schiess. Nach zwei Tagen Zwischenhalt zuhause folgt am 2. Dezember der Abflug nach Helsinki. Dort treffen die Schweizer in den Gruppenspielen vom 4. bis 6. Dezember der Reihe nach auf Norwegen, Tschechien und Deutschland, wobei die Schweizer und die Tschechen klar zu favorisieren sind. «Wir müssen aber aufpassen. Bei der letzten WM hat man gesehen, dass es gegen die vermeintlich schwächeren Mannschaften nicht immer einfach ist», so Schiess. Gegen Norwegen musste die Schweiz 2018 im Viertelfinal bis in die Verlängerung. Gegen Deutschland, das die nominell klar schwächste Mannschaft der Gruppe stellt, kommt es für Schiess gar zu einem Duell mit einem Clubkollegen. Tino von Pritzbuer wechselte als Captain der Deutschen Nationalmannschaft 2017 in die Schweiz und spielt seit 2018 für den UHC Waldkirch-St.Gallen.
Reicht es dieses Mal?
Gefragt nach den Ambitionen muss Schiess nicht lange nachdenken: «Wir haben uns den WM-Titel zum Ziel gesetzt. Damit wir dieses sehr ambitionierte Ziel erreichen können, muss aber alles zusammenpassen.» Die Resultate der letzten Euro Floorball Tour würden zwar nicht eben für den grossen Coup sprechen, aber die Mannschaft habe die letzten Jahre hart gearbeitet mit diesem einen Ziel im Kopf. An der letzten WM 2018 fehlten der Schweiz gerade mal 103 Sekunden zum grössten Triumpf der Schweizer Unihockeygeschichte, als die Nationalmannschaft gegen den grossen Dominator Schweden bis kurz vor Schluss in Führung lag, sich aber schlussendlich im Penaltyschiessen geschlagen geben musste. Schliesslich krönten sich die Finnen in Prag zum insgesamt vierten Mal zum Weltmeister, die anderen acht bisher vergebenen WM-Titel in dieser vergleichsweisen jungen Sportart gingen an Schweden. Die Schweiz holte in diesen zwölf Turnieren nicht weniger als sieben Mal Bronze, dazu 1998 einmal Silber. Was er machen würde, sollten die Schweizer als Weltmeister zurück in die Schweiz kommen, weiss Schiess noch nicht. «An Ideen würde es in diesem Fall aber bestimmt nicht mangeln», lacht der 24-Jährige. Doch soweit denke er noch nicht. Erst einmal gehe es jetzt darum, mit WaSa die wichtigen Partien bis zur Nationalmannschaftspause möglichst erfolgreich zu bestreiten.
Von Tobias Baumann