Burnout ohne Gruppendruck
Gemeinschaftliche Selbsthilfe ist sehr vielseitig und kann Betroffenen eine äusserst wichtige Stütze sein. Die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen in St.Gallen betreut ein breites Themenspektrum. Geschäftsleiterin Pamela Städler setzt sich mit viel Engagement und überzeugung für ihre Tätigkeit ein.
Selbsthilfe Jetzt sind wieder neue Gruppen im Aufbau, bei denen oft nur noch wenige Teilnehmer fehlen. Alles ist im Fluss - Selbsthilfegruppen entstehen, werden grösser, lösen sich wieder auf. Aktuelle Gesellschaftsentwicklungen zeigen sich oft in solche Gruppen. Leider immer aktueller wird das Thema Burnout. Fühlen Sie sich ausgelaugt? Die Gruppe soll gegenseitige Unterstützung und Ermutigung ermöglichen, um wieder zurück in den Alltag zu finden. Ein Viertel der Menschen in der Schweiz soll sich nach Wissenschaftlern der Universität Bern ziemlich oder stark erschöpft fühlen. Gegen 300 000 sollen vor dem Burnout stehen. Eine Zeitbombe, die gar nicht erst zünden soll, aber immer mehr Menschen betrifft. Das ist kein simples Überarbeitet sein; das Auspressen der Arbeitswelt fordert schlicht seine Opfer. Falls Sie sich hier wieder finden, melden Sie sich! Warum wirkt Selbsthilfe denn eigentlich? Betroffene bzw. Angehörige können sich mit Personen austauschen, die unter der gleichen Erkrankung bzw. dem gleichen Problem leiden. Dies vermittelt nicht nur ein Gefühl des Verstandenwerdens, sondern man hilft sich zudem gegenseitig mit praktischen Tipps und aufmunternden Worten. Aktiv in der Selbsthilfe zu sein, bedeutet also, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Und das ist für viele Menschen ein herrliches Gefühl, endlich nicht mehr isoliert zu sein, keine Versteckspiele mehr betreiben zu müssen - und dabei zu merken, dass man nicht allein mit seinem Problem ist. Das dürfte der Schlüssel sein; viele haben nämlich das Gefühl, exklusiv mit einer Problematik geschlagen zu sein. Geteiltes Leid ist halbes Leid – darüber reden kann wirklich helfen. Und das nicht von oben herab, sondern auf gleicher Höhe.
Chronische Schmerzen
Suchen Sie immer wieder nach Möglichkeiten, sich nicht vom Schmerz vereinnahmen zu lassen, um aktiv am Leben teilnehmen zu können? Dann ist die Betroffenen-gruppe «Chronische Schmerzen» eine echte Hilfe. Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Im Gegensatz zum akuten Schmerz, der dem Körper als Warn- und Schutzsignal dient, kann der chronische Schmerz zu einem eigenständigen Krankheitsbild werden. In der Schweiz alleine gibt es über eine Million Betroffene. Rückenschmerzen und Kopfschmerzen etwa sind weit verbreitet.
Weiter gehören chronische Schmerzen die Gelenkerkrankungen Arthritis und Arthrose, gefolgt von Bandscheibenvorfällen, Unfällen/Verletzungen, rheumatoider Arthritis und Migräne zu den meistverbreitensten Dauerschmerzpunkten. Einig sind sich Experten heute auch darin, dass auch psychische Faktoren die Entstehung chronischer Schmerzen beeinflussen können. Eine mit dem Schmerzsyndrom gleichzeitig vorhandene psychische Störung führt zu einem intensiveren Schmerzerleben und fördert die Chronifizierung. Reden Sie darüber – auch der damit verbundene soziale Rückzug kann zu psychischen Problemen führen. Sie sind nicht allein, sondere viele.
Trauer in der Lebensmitte
Eine Selbsthilfegruppe bietet Gelegenheit, mit Gleichbetroffenen über das eigene Erleben zu sprechen. Gemeinsam geleistete Trauerarbeit kann helfen, den Verlust tragen zu lernen. Wenn die Partnerin oder den Partner mitten aus dem Leben gerissen wird, wird einem oft der Boden unter den Füssen weggezogen. Der Tod eines nahestehenden Menschen löst bei Betroffenen verschiedene Reaktionen aus: Trauer über den Verlust, Wut auf die Ärzte, die nicht mehr helfen konnten, Ohnmacht und das Gefühl, als sei ein Stück aus dem Herzen herausgerissen.
Das Abschiednehmen verändert das Leben tiefgreifend. Die Welt gerät aus den Fugen – nichts ist mehr, wie es einmal war. Oft erschüttert der Verlust der geliebten Person auch den Glauben an eine gute und gerechte Welt. Es fällt schwer loszulassen, was man geliebt hat. Betroffene reden in einer Gruppe in St.Gallen darüber. Auch Trauer lässt sich gemeinsam besser bewältigen.
Von René Alder