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Mittwoch, 27. Januar 2021
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Im letzten Jahr zeigte sich ein immer tiefer klaffender Graben zwischen Stadt und Land. Vertreter der Linken und viele Journalisten verspotteten unseren grossartigen Föderalismus und sprachen hochnäsig von «Kantönligeist» und «Flickenteppich». Sie... weiterlesen
Autos, Schiffe, Lastwagen und Flugzeuge müssen in Zukunft CO2-frei werden. Damit das gelingt, braucht es einen Mix aus verschiedenen Antrieben und Treibstoffen. weiterlesen
Eine kleine Vorwarnung. Was Sie jetzt lesen werden, ist eine Lobeshymne. Eine wohlverdiente, wie ich finde. Eigentlich könnte ich diese halbe Seite mit einem einzigen Satz füllen: Mein Herz gehört Rosa Wilder und Manfred Kägi. Das, obwohl sie keine.. weiterlesen
Aus dem alten St.Gallen sind diverse Erzählungen von Originalen überliefert. Auch stehen die Anekdoten für einen St.Galler Humor, der dem appenzellischen sehr ähnlich ist und auf grosser Schlagfertigkeit beruht.
Anekdoten Erzählungen In der goldenen Zeit der Stickereiblüte brauchte man in der sogenannten «Musterei» häufig auch weibliche Hilfskräfte, sogenannte «Mustermädchen», wie Willi Nef in seinem Büchlein «St.Gallen vor der Jahrhundertwende» schrieb: «Ob sie in jeder Beziehung Mustermädchen gewesen seien, möge dahingestellt bleiben, gelegentlich war unter ihnen auch ein ?Müsterchen? zu finden. Und wenn man in Zeiten der Hochkonjunktur Mädchen brauchte, die helfen mussten, all die Stickereien zur Prüfung über den Tisch zu ziehen, so wurden sie im damaligen Kaufmannsdeutsch in den Zeitungen gesucht unter dem schönen Ausdruck: Gesucht Mädchen zum über den Tisch ziehen.»
Am 1895 bis 1897 geschaffenen Broderbrunnen schaut zwischen den Fischen und Wasserpflanzen ein patschnasser und stumpfnasiger Mensch mit Glotzaugen hervor. Es heisst, hier habe der die Brunnenskulptur geschaffene August Boesch (1875 bis 1911) den damaligen Gemeindebaumeister Pfeiffer verewigt. Boesch hatte offensichtlich nicht die besten Erfahrungen mit ihm gemacht, wahrscheinlich ärgerte er sich über Auflagen. Die Karikatur in Skulpturform aber erreichte seinen Zweck. Pfeiffer soll sich nämlich über den hässlichen Wassermann weidlich geärgert haben, in dessen Gesicht er sich porträtiert fühlte.
Emil Frey, Konditor an der Neugasse, wo er 1901/02 das Haus 22 erbauen liess, war ein glühender Verehrer von Richard Wagner. Ihm schwebte vor, aus St.Gallen eine Wagner-Stadt wie Bayreuth zu machen und zu diesem Zweck den Rosenberg mit einem Festspielhaus und einer Weihestätte zu krönen. Als er aber im grossen «Schützengarten»-Saal einen Vortrag hielt und seine Ideen vorstellte, kam höchstens ein Dutzend Personen. So hiess es denn im Bürgerbuch, aus seinen hochfliegenden Plänen sei nichts geworden, sie seien mit ihm ins Grab gesunken. Lange erinnerte aber ein Medaillon Richard Wagners oben am Haus Neugasse 22 an Freys hochfliegende Pläne für St.Gallen als Wagner-Stadt.
Einmal kam ein Steinbock aus dem Wildpark Peter und Paul im damaligen Stadttheater zu Ehren. Er hatte nämlich allabendlich in der «Försterchristel» im Stadttheater aufzutreten. Der damalige, legendäre Tierpark-Wärter Carl Zwiker führte den Superstar in einem Veloanhänger jeweils in die Stadt hinunter. Als Titelheld erlaubte sich der Steinbock auch allerhand «Starallüren». Einmal sprang er gar in den Souffleurkasten. Die erschrockene Souffleuse hätte beinahe einen Herzschlag erlitten. Einsätze im falschen Moment wurden bald zum Stadtgespräch. Heuten wären solche Einsätze wegen der Tierschutz-Vorschriften kaum mehr möglich.
Engagierte Diskussionen entfachten sich in der Öffentlichkeit, als der Bildhauer Max Oertli 1984 drei Wochen lang auf seiner Neumarkt-Plastik herumturnte, um ihr ein «transparentes Gewand zu geben, angepasst an das in den letzten Jahren veränderte Farbempfinden». Da kam eines Tages eine Frau auf die Skulptur zu und rief ihm zu, dass sie dieses verbrecherische Tun dem Künstler melden wolle, den sie sehr gut kenne?
Um 1900 ärgerte sich der Metzger Zeller am Bohl darüber, dass ein bestimmter, ihm dem Namen nach unbekannter Polizeimann, oft die längste Zeit vor seinem Laden stehe und Maulaffen feilhalte statt zu arbeiten. Er beklagte sich darüber beim damaligen Polizeiinspektor. Dieser bat ihn, er möge den Polizeimann einfach mit einem Auftrag zu ihm schicken, damit er diesen identifizieren könne. Dies tat der Metzger, indem er den Stadtpolizisten bat, er möge dem Polizeiinspektor ausrichten: «Das Kalb sei jetzt da, er könne es ansehen.»
«Fahr ab, Zöri föfzg!» hörte man früher St.Galler sagen, wenn sie jemanden los haben wollten. Das «Zöri föfzg» beinhaltet «so rasch als möglich». Weshalb aber gerade «Zöri föfzg»? Dafür gibt es eine einleuchtende Erklärung: Der Schnellzugszuschlag von St.Gallen nach Zürich kostete einst 50 Rappen. Wollte man nun jemanden so schnell wie möglich vom Hals haben, empfahl man ihm, schleunigst einen Schnellzugzuschlag nach «Zöri» zu lösen...
Drinnen in St.Gallen innerhalb der vier Kreuze und draussen vor der Stadt in des Fürstabtes Alter Landschaft (bis 1798) sprach man schon damals Sanggallertütsch, allein es gab Unterschiede: Die Stadtleute sagten beispielsweise Beck und Zocker, im Fürstenland hiess es Begg und Zogger. So meinte denn die begüterte Stadtbürgerin zu ihrer aus dem Tablat stammenden Magd, als diese meldete, sie sei gerade noch beim Begg gewesen und habe aus dem Spezereilädeli Zogger mitgebracht, «gang, red doch nöd eso katholisch!»
Als St.Gallen um 1900 als Industrie- und Handelsstadt enorm florierte und daher auch mit vielen Pionierleistungen aufwarten konnte, kam der Spruch «Sangale vor ale» auf. Damals hatten die St.Gallerinnen und St.Galler offensichtlich noch kein Minderwertigkeitsgefühl, das ihnen heute nachgesagt wird. Doch wer die sanktgallisch stolze Selbstzufriedenheit formulierte, ist heute nicht mehr auszumachen. Lange wurde aber vermutet, es könnte der legendäre «Quadrätli-Koch» gewesen sein, ein kleiner Mann, der im Grabenschulhaus Lehrer war und unter dem Zeichen eines Quadrätchens im «St.Galler Tagblatt» seine Humoresken schrieb. Dabei pries er einmal das bis ein Uhr nachts offene Bahnhofbuffet als «Insel der Seligen».
Als 1811 die aus einheimischen Sandstein gebaute Kräzernbrücke über die Sitter, ein überaus stattliches Bauwerk des jungen Kantons eröffnet und eingeweiht werden konnte, hängte ein Spassvogel, nachdem die Kantonsregierung als erste die Brücke passiert hatte, schnell eine Tafel hin. Darauf stand zum Vergnügen der gewöhnlich Sterblichen der Vers zu lesen: «Nun, Bürger, darfst getrost Du's wagen, die Brücke hat des Landes schwerste Last getragen!»
Walter Roderer fiel schon in der Schule in St.Gallen als humorvoll und schlagfertig auf. Dazu der Schauspieler und Komiker in seiner Autobiografie («Sie müend mi verstoh...gelled Sie!»): «Schon in der Primarschule lieferte mir der Lehrer einmal auf dem Teller das Stichwort zu einer Wunderpointe. Damals wurde in der Schule zu Beginn und zum Schluss des Unterrichts gebetet. Einmal, während des Schlussgebets, schwatzten mein Klassenkamerad und ich im Glauben, der Lehrer würde uns in der hintersten Bank nicht bemerken. Nach dem Amen rief der Lehrer: ?Muess ich de hinderscht Bank no dine b'halte?? Ich, von einem Dämon gezwickt, musste die Pointe servieren: ?Ja wohl, Herr Lehrer, de Bank chönnet sie scho dine b'halte?, worauf ich, der sonst so anständige Schüler, eine mittlere Ohrfeige kassierte.»
Die St.Galler Stiftskirche oder Kathedrale wurde im Volksmund noch lange einfach «s'Chloschter» genannt. Deshalb kam es bei einem Karfreitagsspaziergang zu einem charmanten Missverständnis. Da fragte nämlich seine etwas ältere, hübsche Schwester, wohin sie am kommenden Ostersonntag zur Kirche gehe. Und sie antwortete wie eben in St.Gallen üblich: «Ich gang is Chloschter!» Das hörten ein paar Soldaten nebenan auf einer Bank - es war während des Aktivdienstes - und riefen unisono: «Daa isch denn scho noo schaad!» Sie nahmen die Aussage wörtlich und glaubten, die Maid wolle ins Kloster eintreten und den Schleier nehmen.
Von Franz Welte
Aus dem alten St.Gallen sind diverse Erzählungen von Originalen überliefert. Auch stehen die Anekdoten für einen St.Galler Humor, der dem appenzellischen sehr ähnlich ist und auf grosser Schlagfertigkeit beruht.
Anekdoten Erzählungen In der goldenen Zeit der Stickereiblüte brauchte man in der sogenannten «Musterei» häufig auch weibliche Hilfskräfte, sogenannte «Mustermädchen», wie Willi Nef in seinem Büchlein «St.Gallen vor der Jahrhundertwende» schrieb: «Ob sie in jeder Beziehung Mustermädchen gewesen seien, möge dahingestellt bleiben, gelegentlich war unter ihnen auch ein ?Müsterchen? zu finden. Und wenn man in Zeiten der Hochkonjunktur Mädchen brauchte, die helfen mussten, all die Stickereien zur Prüfung über den Tisch zu ziehen, so wurden sie im damaligen Kaufmannsdeutsch in den Zeitungen gesucht unter dem schönen Ausdruck: Gesucht Mädchen zum über den Tisch ziehen.»
Am 1895 bis 1897 geschaffenen Broderbrunnen schaut zwischen den Fischen und Wasserpflanzen ein patschnasser und stumpfnasiger Mensch mit Glotzaugen hervor. Es heisst, hier habe der die Brunnenskulptur geschaffene August Boesch (1875 bis 1911) den damaligen Gemeindebaumeister Pfeiffer verewigt. Boesch hatte offensichtlich nicht die besten Erfahrungen mit ihm gemacht, wahrscheinlich ärgerte er sich über Auflagen. Die Karikatur in Skulpturform aber erreichte seinen Zweck. Pfeiffer soll sich nämlich über den hässlichen Wassermann weidlich geärgert haben, in dessen Gesicht er sich porträtiert fühlte.
Emil Frey, Konditor an der Neugasse, wo er 1901/02 das Haus 22 erbauen liess, war ein glühender Verehrer von Richard Wagner. Ihm schwebte vor, aus St.Gallen eine Wagner-Stadt wie Bayreuth zu machen und zu diesem Zweck den Rosenberg mit einem Festspielhaus und einer Weihestätte zu krönen. Als er aber im grossen «Schützengarten»-Saal einen Vortrag hielt und seine Ideen vorstellte, kam höchstens ein Dutzend Personen. So hiess es denn im Bürgerbuch, aus seinen hochfliegenden Plänen sei nichts geworden, sie seien mit ihm ins Grab gesunken. Lange erinnerte aber ein Medaillon Richard Wagners oben am Haus Neugasse 22 an Freys hochfliegende Pläne für St.Gallen als Wagner-Stadt.
Einmal kam ein Steinbock aus dem Wildpark Peter und Paul im damaligen Stadttheater zu Ehren. Er hatte nämlich allabendlich in der «Försterchristel» im Stadttheater aufzutreten. Der damalige, legendäre Tierpark-Wärter Carl Zwiker führte den Superstar in einem Veloanhänger jeweils in die Stadt hinunter. Als Titelheld erlaubte sich der Steinbock auch allerhand «Starallüren». Einmal sprang er gar in den Souffleurkasten. Die erschrockene Souffleuse hätte beinahe einen Herzschlag erlitten. Einsätze im falschen Moment wurden bald zum Stadtgespräch. Heuten wären solche Einsätze wegen der Tierschutz-Vorschriften kaum mehr möglich.
Engagierte Diskussionen entfachten sich in der Öffentlichkeit, als der Bildhauer Max Oertli 1984 drei Wochen lang auf seiner Neumarkt-Plastik herumturnte, um ihr ein «transparentes Gewand zu geben, angepasst an das in den letzten Jahren veränderte Farbempfinden». Da kam eines Tages eine Frau auf die Skulptur zu und rief ihm zu, dass sie dieses verbrecherische Tun dem Künstler melden wolle, den sie sehr gut kenne?
Um 1900 ärgerte sich der Metzger Zeller am Bohl darüber, dass ein bestimmter, ihm dem Namen nach unbekannter Polizeimann, oft die längste Zeit vor seinem Laden stehe und Maulaffen feilhalte statt zu arbeiten. Er beklagte sich darüber beim damaligen Polizeiinspektor. Dieser bat ihn, er möge den Polizeimann einfach mit einem Auftrag zu ihm schicken, damit er diesen identifizieren könne. Dies tat der Metzger, indem er den Stadtpolizisten bat, er möge dem Polizeiinspektor ausrichten: «Das Kalb sei jetzt da, er könne es ansehen.»
«Fahr ab, Zöri föfzg!» hörte man früher St.Galler sagen, wenn sie jemanden los haben wollten. Das «Zöri föfzg» beinhaltet «so rasch als möglich». Weshalb aber gerade «Zöri föfzg»? Dafür gibt es eine einleuchtende Erklärung: Der Schnellzugszuschlag von St.Gallen nach Zürich kostete einst 50 Rappen. Wollte man nun jemanden so schnell wie möglich vom Hals haben, empfahl man ihm, schleunigst einen Schnellzugzuschlag nach «Zöri» zu lösen...
Drinnen in St.Gallen innerhalb der vier Kreuze und draussen vor der Stadt in des Fürstabtes Alter Landschaft (bis 1798) sprach man schon damals Sanggallertütsch, allein es gab Unterschiede: Die Stadtleute sagten beispielsweise Beck und Zocker, im Fürstenland hiess es Begg und Zogger. So meinte denn die begüterte Stadtbürgerin zu ihrer aus dem Tablat stammenden Magd, als diese meldete, sie sei gerade noch beim Begg gewesen und habe aus dem Spezereilädeli Zogger mitgebracht, «gang, red doch nöd eso katholisch!»
Als St.Gallen um 1900 als Industrie- und Handelsstadt enorm florierte und daher auch mit vielen Pionierleistungen aufwarten konnte, kam der Spruch «Sangale vor ale» auf. Damals hatten die St.Gallerinnen und St.Galler offensichtlich noch kein Minderwertigkeitsgefühl, das ihnen heute nachgesagt wird. Doch wer die sanktgallisch stolze Selbstzufriedenheit formulierte, ist heute nicht mehr auszumachen. Lange wurde aber vermutet, es könnte der legendäre «Quadrätli-Koch» gewesen sein, ein kleiner Mann, der im Grabenschulhaus Lehrer war und unter dem Zeichen eines Quadrätchens im «St.Galler Tagblatt» seine Humoresken schrieb. Dabei pries er einmal das bis ein Uhr nachts offene Bahnhofbuffet als «Insel der Seligen».
Als 1811 die aus einheimischen Sandstein gebaute Kräzernbrücke über die Sitter, ein überaus stattliches Bauwerk des jungen Kantons eröffnet und eingeweiht werden konnte, hängte ein Spassvogel, nachdem die Kantonsregierung als erste die Brücke passiert hatte, schnell eine Tafel hin. Darauf stand zum Vergnügen der gewöhnlich Sterblichen der Vers zu lesen: «Nun, Bürger, darfst getrost Du's wagen, die Brücke hat des Landes schwerste Last getragen!»
Walter Roderer fiel schon in der Schule in St.Gallen als humorvoll und schlagfertig auf. Dazu der Schauspieler und Komiker in seiner Autobiografie («Sie müend mi verstoh...gelled Sie!»): «Schon in der Primarschule lieferte mir der Lehrer einmal auf dem Teller das Stichwort zu einer Wunderpointe. Damals wurde in der Schule zu Beginn und zum Schluss des Unterrichts gebetet. Einmal, während des Schlussgebets, schwatzten mein Klassenkamerad und ich im Glauben, der Lehrer würde uns in der hintersten Bank nicht bemerken. Nach dem Amen rief der Lehrer: ?Muess ich de hinderscht Bank no dine b'halte?? Ich, von einem Dämon gezwickt, musste die Pointe servieren: ?Ja wohl, Herr Lehrer, de Bank chönnet sie scho dine b'halte?, worauf ich, der sonst so anständige Schüler, eine mittlere Ohrfeige kassierte.»
Die St.Galler Stiftskirche oder Kathedrale wurde im Volksmund noch lange einfach «s'Chloschter» genannt. Deshalb kam es bei einem Karfreitagsspaziergang zu einem charmanten Missverständnis. Da fragte nämlich seine etwas ältere, hübsche Schwester, wohin sie am kommenden Ostersonntag zur Kirche gehe. Und sie antwortete wie eben in St.Gallen üblich: «Ich gang is Chloschter!» Das hörten ein paar Soldaten nebenan auf einer Bank - es war während des Aktivdienstes - und riefen unisono: «Daa isch denn scho noo schaad!» Sie nahmen die Aussage wörtlich und glaubten, die Maid wolle ins Kloster eintreten und den Schleier nehmen.
Von Franz Welte
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