Die Orgel im Osten der Stadt
Von Geschichte und Gegenwart der Monumental-Orgel in der Kirche St.Maria Neudorf
Weit über die Stadtgrenzen hinaus kennt man die Domorgeln in der Kathedrale St.Gallen. Weniger bekannt ist aber, dass im Osten der Stadt eine der bedeutendsten Monumental-Orgeln der Schweiz steht. Der Verein «Freunde der Orgel St.Maria Neudorf» setzte sich für eine fachgerechte Restaurierung der Orgel ein und veranstaltet seither jährlich mehrere Konzerte.
Neudorf Fast 100-jährig ist die Orgel in der Kirche St.Maria Neudorf schon, doch das Alter ist nicht der Grund dafür, dass sie so bedeutend ist, wie Norbert Schmuck, Präsident des Vereins «Freunde der Orgel St.Maria Neudorf», erklärt. Ein erster Grund: «Sie wurde 1927 nach den Grundsätzen der sogenannten Elsässer Orgelrefom von Orgelbau Willisau erbaut. Dabei hat man sich nach einer Zeit des industriellen Orgelbaus wieder auf die Qualitäten der Barockmusik und des handwerklich wertvollen Orgelbaus zurückbesonnen», erklärt Schmuck. Die Neudorfer Orgel gehöre zu den besterhaltenen und grössten Orgeln aus dieser Reformzeit.
87 Register und grösstes Fernwerk
Ein zweiter Grund: «Wenn man eine neue Orgel plant, ist die Raumgrösse ein wichtiger Faktor. Die Kirche St.Maria Neudorf ist die zweitgrösste Kirche der Stadt. Daher wurde auch die Orgel in entsprechend grossen Dimensionen geplant und gebaut», blickt Schmuck zurück. Je mehr Klangfarben, sogenannte Register, eine Orgel besitze, desto monumentaler klinge sie. 87 dieser Register besitze die Orgel im Neudorf – daher der Name Monumental-Orgel. Ein dritter Grund: Einzigartig sei auch das Fernwerk, das sich im Dachboden der Kirche befinde. «Es ist das grösste Fernwerk in der Schweiz und ermöglicht zauberhafte Klänge. Die Orgel ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung», so Schmuck.
Keine Konkurrenz
Dennoch gerät die Orgel in der Kirche St.Maria Neudorf nebst den Domorgeln in der Kathedrale St.Gallen oft ein wenig in den Hintergrund. «Die Domorgeln und die dortigen Orgel-Konzertreihen sind natürlich schon sehr präsent. Auch sind die Kathedrale und ihr Kirchenraum ein Publikumsmagnet – zu Recht», meint Schmuck. Man verstehe sich nicht als Konkurrenz. Auch in der Kirche St.Maria Neudorf habe man einen wunderbaren Kirchenraum und die Orgel unterscheide sich sehr von den beiden Instrumenten in der Kathedrale. «Insbesondere das Fernwerk ist ein Juwel, das die Domorgeln nicht besitzen. Wir bieten bewusst eine andere Art von Orgelkonzerten an, die teils auch ein anderes Publikum ansprechen», erklärt Schmuck. Während im Dom in der Regel klassische Orgelkonzerte durch internationale Interpretinnen und Interpreten angeboten würden, sei im Neudorf die Wahl der Musikstile etwas breiter und «in der Regel erklingt die Orgel fast immer im Dialog mit anderen Instrumenten oder Ensembles.» Ausserdem suche man die Musikerinnen und Musiker wenn möglich in der Region. «Diese Nische suchen und bespielen wir ganz bewusst. So sind die Domorgelkonzerte und die Konzerte im Neudorf eine spannende Ergänzung.»
Lebendige Musikkultur
Die Konzerte fänden seit 2006 statt. Im gleichen Jahr sei der Verein «Freunde der Orgel St.Maria Neudorf» gegründet worden, insbesondere um eine fachgerechte Restaurierung des wertvollen Instrumentes einzuleiten. «Die Restaurierung konnte schliesslich 2008 mit einem eindrücklichen Einweihungskonzert abgeschlossen werden. Nebst dem Erhalt des Instruments, ist es aber auch die Musik, die unsere Mitglieder im Verein verbindet», so der Vereinspräsident. Man wolle einen Beitrag leisten für eine lebendige und vielfältige Musikkultur im Osten der Stadt und weit über diese Grenzen hinaus. Deshalb veranstalte man jedes Jahr diverse Konzerte. Als nächstes steht das Neujahrskonzert an. «Wir freuen uns über zahlreiche Besucherinnen und Besucher.»
Von Ladina Maissen