Dunkelheit an der Kanti am Burggraben
St.Galler Kantonsschule einen halben Tag ohne Strom
Die Kantonsschule am Burggraben nimmt am Bildungs- und Klimaschutzprogramm des Klimaschutzvereins «myblueplanet» teil. Am letzten Mittwoch erlebten die rund 1'400 Schülerinnen und Schüler als Teil des Programms einen sogenannten «Blackout Day».
Burggraben Mit dem Aktionstag «Impulse Day» startete im September 2022 das vierjährige Programm «Klimaschule» von «myblueplanet», durch das die Schule die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit langfristig im Alltag verankern will (St.Galler Nachrichten vom 14. September 2022). Letzten Mittwoch fand an der Kanti am Burggraben nun der nächste Aktionstag statt: Der «Blackout Day». «Auf dem ganzen Schulareal wurde der Strom abgestellt, um den Schülerinnen und Schülern durch direkte Betroffenheit die Abhängigkeit aufzuzeigen. Vieles in unserem Alltag funktioniert ohne Strom nicht mehr», sagt Nadine Stähli, Projektleiterin Klimaschule bei «myblueplanet».
Herausforderung für Lehrpersonen
Die Aktion sei sowohl für die Schülerschaft als auch für die Lehrpersonen eine Überraschung gewesen. «Wir haben durchwegs positive Feedbacks erhalten. Viele sagten, es sei ein besonderes Erlebnis und eine ungewohnte Situation, beispielsweise wieder einmal mit Stift und Blatt statt mit dem Laptop zu arbeiten», erzählt Stähli. Dabei seien die Lehrpersonen unterschiedlich mit der Situation umgegangen: Gewisse hätten gar keine Elektronik verwendet, bei anderen durften die Schülerinnen und Schüler das Handy als Lichtquelle oder den vorhandenen Akku auf dem Laptop nutzen. «Es war natürlich eine Herausforderung für die Lehrpersonen, auf die Schnelle innovative Lösungen zu finden», so Stähli. Speziell sei gewesen, wie die Dunkelheit in den Gängen eine besondere Ruhe und Entschleunigung gebracht habe.
Gedankenexperiment weitergesponnen
Nach drei Lektionen wurde das Experiment Stromausfall schliesslich beendet: «Danach gab es ohnehin Tageslicht und es war der Wunsch der Schule, ab der vierten Schulstunde den Strom wieder anzustellen», sagt Stähli. Per Lautsprecher habe der Rektor die Aktion aufgelöst und nach einem gemeinsamen Punsch in der Pause habe der Tag an der Kanti wieder seinen gewohnten Lauf genommen. «Im Unterricht wurde das Gedankenexperiment allerdings weitergesponnen und die Schülerinnen und Schüler haben darüberdiskutiert, wie es wäre, wenn der Strom in der ganzen Schweiz ausfallen würde.»
Dritter Aktionstag im Mai
Im Rahmen des Programms «Klimaschule» des Klimaschutzvereins erwartet die Kanti am Burggraben noch einen dritten Aktionstag, den sogenannten «Impact Day» am 25. Mai, an dem den Schülerinnen und Schülern das Thema Biodiversität nähergebracht wird. «Sie werden mit Pickel und Schaufel selbst anpacken und auf dem Schulareal Grünraum verändern oder neu schaffen», erklärt Stähli. Danach laufe das Programm weitere drei Jahre, um langfristig zu wirken, bevor sich die Kanti am Burggraben offiziell Klimaschule nennen darf. Im Kanton St.Gallen ist sie die erste Kantonsschule, die sich auf diesen Weg gemacht hat, das Gymnasium Friedberg in Gossau ist inzwischen ebenfalls gestartet. Schweizweit befinden sich derzeit 18 Schulen auf dem Weg, 23 haben das Programm bereits abgeschlossen.
Von Ladina Maissen