Fahrplanausdünnung stösst auf viel Widerstand
Der Entwurf des Fahrplans 2023 befindet sich derzeit in der Vernehmlassung
Der Entwurf des neuen Fahrplans sorgt für Diskussionsstoff, insbesondere auch in der Stadt, da die Verkehrsbetriebe St.Gallen ihr Angebot ausdünnen. Betroffen davon sind praktisch alle Linien – und wieder trifft es auch das Schibenertor. Gewerbe und Politik wehren sich.
Öffentlicher Verkehr Auf zahlreichen Linien der Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG) kommt es gemäss Entwurf des neuen Fahrplans zu einer Ausdünnung. Das Ziel: Die Stadt spart Geld. Um fast eine halbe Million Franken reduziert sich der ÖV-Beitrag der Stadt durch die geplante Fahrplanausdünnung, heisst es in einer Mitteilung des Kantons. Von der Ausdünnung betroffen sind unter anderem die Linien 1, 2, 5, 6, 7, und 8, bei denen das Angebot unter der Woche bereits ab 20 Uhr reduziert wird. Bei der Linie 9 wird die Taktverdichtung unter der Woche am Mittag gestrichen und am Samstag sollen die Linien 1, 2 und 5 künftig im 15-Minuten-Takt verkehren. Ausserdem trifft es erneut die Haltestelle Schibenertor: Die Linien 7 und 8 fahren künftig ohne Halt daran vorbei. Bereits beim Fahrplanwechsel im Dezember des letzten Jahres wurden die Stopps der Linien 1, 2, 3, 4 und 6 gestrichen, was das umliegende Gewerbe zur Einreichung einer Petition veranlasste («St.Galler Nachrichten» vom 27. April).
Kampf geht weiter
«Leider haben wir noch keine Antwort auf unsere Petition erhalten», sagt Grace Schatz, Geschäftsführerin des RegioHerz Hofladens direkt beim Schibenertor und Mitinitiantin der Petition «Pro Schibenertor». Noch bis zum Sonntag befindet sich der Entwurf des Fahrplans 2023 in der Vernehmlassung. «Zusätzlich zu unserer Petition nehmen wir nun dazu Stellung. Für uns ist dies ein weiterer aktiver Schritt gegen die geplante Ausdünnung des ÖV-Netzes. Wir kämpfen weiter für eine belebte und attraktive Innenstadt», so Schatz.
Pro City wehrt sich
Unterstützung erhalten die Gewerbebetriebe rund um die Haltestelle Schibenertor von der Pro City St.Gallen. «Ich kann ihren Unmut nachvollziehen. Auch ich habe die Petition unterschrieben», sagt Ralph Bleuer, Präsident der Pro City St.Gallen. Eine Ausdünnung des Fahrplans sei nicht immer negativ zu bewerten, betont er, aber beim Schibenertor schon. «Seitens Pro City St.Gallen verstehen wir nicht, dass an so einem wichtigen Punkt erneut reduziert wird. Die Distanz zwischen Marktplatz und Bahnhof ist für viele zu lang – zudem liegt die Haltestelle Schibenertor an einer sehr wichtigen innerstädtischen Kreuzung.»
Auch Politik wehrt sich
Bereits die Streichung der Stopps der fünf Linien am Schibenertor im Dezember hatte zu einer Einfachen Anfrage von glp-Stadtparlamentarier Marcel Baur geführt. Und auch die erneute Reduktion der Stopps an dieser Haltestelle veranlasst die Fraktion zum Handeln. In einer Interpellation schreibt sie: «Insgesamt kommt es auf nicht weniger als sieben VBSG-Linien zu einer Fahrplanausdünnung. Auch werden erneut Haltestellen von einigen Linien nicht mehr angefahren und wieder trifft es das Schibenertor. Dort sogar trotz einer Petition des Gewerbes in unmittelbarer Nähe.» Mit diesem Fahrplanwechsel würde der ÖV in der Stadt weiter abgebaut und dies stehe komplett im Widerspruch zum Reglement für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung und zum Mobilitätskonzept, schreibt die Fraktion weiter. Sie möchte daher wissen, von wem die Ideen für die Fahrplananpassungen stammten und wie die verantwortlichen Personen darauf gekommen seien, das Angebot aufgrund von Sparmassnahmen abzubauen. Auch für die SP der Stadt St.Gallen ist die Abbau-Ankündigung völlig unverständlich. Aus ihrer Sicht braucht es eine Angebotsoffensive anstelle eines Abbaus. «Offenbar versperrt der Blick auf kurzfristige Einsparungen den Verantwortlichen den Sinn fürs grosse Ganze», findet Jenny Heeb, Co-Präsidentin der SP Stadt St.Gallen. Das Signal sei verheerend: «Der Staat stellt kleinliche Sparüberlegungen über den Service Public.» Ihre Partei fordere die Verantwortlichen auf, die geplanten Anpassungen zu überdenken und auf den Angebotsabbau im Busnetz zu verzichten.
Von Ladina Maissen