Museen müssen sich gedulden
Die Museen in der Stadt St.Gallen bleiben mindestens bis Ende Februar geschlossen
Die Zeit des Lockdown wird von den Museen unterschiedlich genutzt. So bereitet das Naturmuseum eine Eigenproduktion vor, welche Ende Mai eröffnet wird, im Historischen- und Völkerkundemuseum wird so gut es geht im Homeoffice gearbeitet und das Kunstmuseum bereitet die Ausstellung «Città irreale» in der Kunstzone der Lokremise vor.
Museen «Tatsächlich ist im Team zu Beginn dieses Jahres eine Mischung aus neu gewonnener Schaffenskraft und «Alle-Jahre-wieder-Lockdown»-Frust zu spüren. Obwohl bereits jetzt sichtbar wird, dass wir das geplante Programm für 2021 anpassen und einige Verschiebungen auf uns nehmen müssen, arbeitet das Team auf Hochtouren», erzählt Gloria Weiss, Leiterin Kommunikation des Kunstmuseums und Kunstvereins St.Gallen. Aktuell werde vom Technikteam die Ausstellung «Città irreale» in der Kunstzone der Lokremise aufgebaut und seitens Kuratorin, Kommunikation sowie Kunstvermittlung für die Besuchenden vorbereitet. «Es darf nicht vergessen werden, dass viele Tätigkeiten hinter den Kulissen eines Museumsbetriebs ablaufen: Beispielsweise die wissenschaftliche Arbeit, die Provenienzforschung und die Arbeit an Publikationen, Angeboten für Besuchende sowie der Sammlung», so Weiss weiter. Doch die Unsicherheit, ob eine Wiedereröffnung im März tatsächlich möglich sein wird, erschwere die Planung. Dazu kämen logistische Herausforderungen im Zusammenhang mit internationalen Kunstschaffenden und deren Kunstwerken. «Wir versuchen unseren Besuchenden die Kunst weiterhin näher zu bringen. Ein Angebot an Alternativen soll ihnen das Museum in dieser Zeit trotz Schliessung sichtbar und zugänglich machen», erklärt Weiss. Weitere Infos finden sich auf der Website www.kunstmuseumsg.ch/agenda. Zudem wird das Vermittlungsangebot für Zuhause ausgebaut und im Verlauf vom Februar mittels Kurzvideos ein Einblick in den Aufbau und die neue Ausstellung «Città irreale» geboten.
Ausstellung im virtuellen Raum
«Es zeichnete sich bereits Mitte Januar ab, dass die Schliessung der Museen verlängert wird. Entsprechend kam der Entscheid nicht überraschend und wir waren vorbereitet. Das gesamte Team ist weiterhin sehr motiviert und nutzt die Zeit für die Ausarbeitung von neuen Angeboten, zur Reparatur und Reinigung der Dauerausstellung und zur Erstellung der Sonderausstellung «Aus Meisterhand - Tierpräparate von E. H. Zollikofer», einer Eigenproduktion, die Ende Mai eröffnet wird», erklärt Sandra Papachristos, Leiterin Kommunikation des Naturmuseums. Die beim Publikum besonders beliebte Sonderausstellung «Eichhörnchen» wurde aufgrund der Zwangsschliessung in den virtuellen Raum verlegt: «Auf unserer Website stehen mehrere Angebote wie ein Eichhörnchen-Wettbewerb, ein neuer Unterrichtskoffer für Schulen sowie sämtliche Ausstellungstexte zum Thema Eichhörnchen bereit. Auf unseren Social Media Kanälen werden wir zusätzlich kurze ?Fun Facts? über die flinken Baumakrobaten bereitstellen», so Papachristos. Da diese Sonderausstellung mit Enddatum 28. Februar nicht geöffnet werden kann, startet das Naturmuseum voraussichtlich am 16. März mit der Sonderausstellung «Allerlei rund ums Ei». Es handle sich dabei um die jährlich wiederkehrende Sonderausstellung zur Welt der Eierleger. Geplant seien auch lebende Tiere wie Kaninchen, Hühner, Wachteln und mehrere Grossinsekten. Zudem sei das Team des Naturmuseums aktuell an der Ausarbeitung neuer Angebote wie einer Nachtführung für Erwachsene oder einem Dinosaurier-Parcours für Kinder. «Nichtsdestotrotz verlieren wir in jedem Monat, in welchem wir geschlossen haben, grosse Beträge im Bereich der Eintritte, des Museumsshops sowie des Museumscafés. Dank den Subventionen der Stadt St.Gallen, Beiträgen aus dem Lotteriefonds, der Ortsbürgergemeinde und von Sponsoren können wir den aktuellen Betrieb gewährleisten. Das Team des Naturmuseums freut sich bereits sehr auf die Wiedereröffnung», so Papachristos.
Museumsfest mit Gratiseintritt
Peter Müller, Kommunikationsverantwortlicher des Historischen und Völkerkundemuseums St.Gallen meint: «Den Mitarbeitenden geht es ganz gut. Wir machen, dort wo es möglich ist, Homeoffice und arbeiten an unseren Projekten, insbesondere den beiden Jubiläumsausstellungen und drei Publikationen. Manches wird durch das Homeoffice etwas mühsamer - wie etwa das Planen und Organisieren. Doch so haben wir auch einmal Zeit, um Arbeiten zu erledigen, die im normalen Alltag liegengeblieben sind.» Das Team vermisse das Publikum, die Begegnungen und den Austausch. «Wir hoffen nun, dass die nächste Vernissage Anfang März stattfinden kann. Es handelt sich um die Ausstellung des «Archivs für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte: «Klug und Kühn. Frauen schreiben Geschichte» anlässlich des Schweizer Jubiläums 50 Jahre Frauenstimmrecht. Sie vermittelt viele neue Einblicke in die Geschichte der Frauen in der Ostschweiz», so Müller. Für den 26. März ist «Klimt und Freunde» vorgesehen - die erste von zwei Ausstellungen zum 100-Jährigen Bestehen des Museums. Ende Mai folgt «Entdeckungen - Highlights der Sammlung». Um das Publikum wieder in das Historische und Völkerkundemuseum zu locken und als Dank für 100 Jahre im Stadtpark, sind an diesem Eröffnungswochenende Ende Mai alle St.Gallerinnen und St.Galler mit ihren Familien und Freunden zu einem Museumsfest mit Gratiseintritt eingeladen. «Wir hoffen, dass die Corona-Situation das Fest dann erlaubt, sonst müssten wir es in den Spätsommer verlegen.»
Von Cynthia Sieber