Realistische Lösung
KOMMENTAR
Die Engpassbeseitigung bei der Stadtautobahn und dem Anschluss Kreuzbleiche (City-West) ist ein eminent wichtiges Vorhaben für die Erreichbarkeit der Ostschweizer Metropole und der Region. Erfreulich ist, dass das Astra, die Kantone St.Gallen und Appenzell-Ausserrhoden sowie die Stadt St.Gallen und die Gemeinde Teufen am gleichen Strick ziehen, zumindest auf der Exekutiv-Ebene. Es ist nun eine nicht leichte politische Aufgabe, darauf hinzuwirken, auch die Bevölkerung für eine geeinte Lösung zu gewinnen. Es ist falsch, wenn Parteien jetzt ihre fundamentalistischen Grabenkämpfe fortsetzen. Denn es profitieren nicht nur der motorisierte Individualverkehr, sondern auch der Langsamverkehr, der zusätzliche Fläche bekommt, und die Anwohnerschaft dank weniger Immissionen. Das gilt es immer und immer wieder zu betonen. Im Interesse der ganzen Region gilt es auch, Kompromisse zu akzeptieren. Der Individualverkehr, der auch für die Versorgung wichtig ist, kann nicht einfach weggezaubert werden. Er wird trotz ÖV-Förderung nicht zurückgedämmt werden können. Realistische Einschätzungen sind wichtig. So ist es auch unerlässlich, das gesamte Paket umzusetzen. Nur so wird es möglich sein, die Erreichbarkeit St.Gallens zu verbessern, sonst führen Engpässe weiterhin zu häufigen Verkehrszusammenbrüchen und der Verkehr wird im Gegensatz zu den Absichten an der Oberfläche weiter zunehmen.
Für die jetzt festgelegte Form der Engpassbeseitigung sprechen erfreulicherweise auch die Kosten. Wie die IG Engpassbeseitigung richtig festhält, sind die für die Region anfallenden Kosten absolut verkraftbar. Die Kantone St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie die Stadt St.Gallen und die Gemeinde Teufen müssen nur für die Anschlüsse und den Tunnel Liebegg aufkommen. Eine Investition von 150 bis 200 Millionen für kommende Generationen lässt sich ohne weiteres verkraften. Zum Vergleich: Für die Umfahrung Bütschwil belaufen sich die Kosten auf über 200 Millionen Franken (Preisbasis 2008).
Es gilt auch, sich die massive Verkehrszunahme vor Augen zu halten. Heute fahren täglich über 80‘000 Fahrzeuge durch den Rosenbergtunnel. Das ist ein Viertel mehr als vor zehn Jahren. Damit stösst die Autobahn in Spitzenzeiten an ihre Kapazitätsgrenzen, was auch zu einer Zunahme der Staus führt. Bis 2030 gehen die Prognosen von einer weiteren Zunahme des Verkehrs und der Stauzeiten aus.
Eine Herausforderung wird auch die Verkehrsbewältigung bis zur Realisierung der Engpassbeseitigung in zwanzig Jahren sein. Wenn nichts getan wird, werden Staus nicht nur während den Verkehrsspitzenzeiten zum Alltag gehören. Es sind wohl auch Provisorien und organisatorische Massnahmen ins Auge zu fassen. Auf jeden Fall ist alles darauf zu setzen, dass Verzögerungen ausbleiben.
Franz Welte