Tessiner-Grotto in St.Galler Werkstatt
An der Industriestrasse kocht Rolf Schmid Risotto aus dem Maggiatal
Möchte man die Tessiner Kulinarik erleben, muss man dafür nicht bis in den sonnigen Kanton reisen. In St.Gallen hat Rolf Schmid sein eigenes Tessiner-Grotto aufgebaut. Dort verwöhnt er seine Gäste mit klassischen Tessiner Spezialitäten.
Kulinarik Steht man vor der Tür der Werkstatt C11 an der St.Galler Industriestrasse 15, deutet nichts auf Tessiner Sonne, Risotto und Rotwein hin. Öffnet Rolf Schmid einem allerdings die grosse Tür, scheint es, als befände man sich in einem Grotto irgendwo im Maggiatal. «Ich habe den Raum selbst umgebaut, den Boden verlegt und Regale an die Wände montiert», erzählt Schmid.
Mindestens acht Personen
Vor ziemlich genau drei Jahren hat er die Werkstatt gemietet – ursprünglich nur, um darin seinen Piaggio zum Überwintern einzustellen. «Ich habe die Ladefläche des Fahrzeugs für die Zubereitung von Risotto und Salsiccia als Küche umgebaut und werde damit für Festanlässe wie Jubiläen und Geburtstage gebucht», sagt Schmid, der zwar pensioniert ist, aber immer noch als Berufsschullehrer arbeitet. «Das ist mein Charakter, wenn man mich braucht, kann ich nicht einfach gehen. Wenn ich etwas mache, dann richtig.» Und genauso verhält es sich mit seinem Tessiner-Grotto im C11 – das keine klassischen Öffnungszeiten wie ein herkömmliches Restaurant kennt. «Ich koche nur für Gruppen, die sich vorher anmelden. Mindestens acht Personen müssen es sein, Platz habe ich für 22. Rückt man etwas näher zusammen, auch für mehr», meint Schmid mit einem Lachen. Anschliessend serviert er seinen Gästen eine Tessiner Platte, kocht danach entweder Risotto con funghi, Polenta mit Polpette oder eine Tessiner Hörnli-Pfanne, und schenkt dazu einen Tessiner Wein ein. Zum Dessert gibt es Torta di castagne. «Ich koche aus Leidenschaft und möchte, dass sich meine Gäste unterhalten können und nichts zu tun haben. Daher gibt es auch keine Menükarte, die sie vorab studieren müssen. Das Essen kostet immer 38.50 Franken pro Person, der Wein 38 Franken pro Flasche. Das schätzen die Leute sehr», erzählt Schmid. Alle seine Produkte sind aus dem Tessin und die Zubereitung nimmt er selbst in die Hand. «Es geht um die Tessiner Tradition, die hier gelebt wird.»
Das Tessin nach St.Gallen bringen
Und wie kam der St.Galler Berufsschullehrer zu seiner Leidenschaft fürs Tessin? «Das ist über 40 Jahre her», erinnert sich Schmid. «Damals habe ich meine militärische Dienstpflicht im Tessin absolviert. Nach einer Übung im Maggiatal hat uns ein Bergbauer in sein Rustico zum Risottoplausch eingeladen. Seither bin ich vom Risotto aus dem Maggiatal beseelt.» Bereits damals habe er beschlossen, eines Tages eine Beiz zu eröffnen – diesen Traum hat er sich nun im Pensionsalter erfüllt. «Ich habe einfach beschlossen, das Tessin hierher zu nehmen, sodass man es hier erleben kann und nicht mehr zwei Stunden am Gotthard im Stau stehen muss», meint Schmid lachend. Er könnte sich künftig auch vorstellen, beispielsweise Kleinkünstler in seinem Grotto zu unterstützen. «Sie veranstalten eine Modeschau oder stellen ihre Kunst aus und ich koche», sagt Schmid, der mit neuen Ideen überrascht – genauso wie sein Tessiner-Grotto in einer St.Galler Werkstatt.
Von Ladina Maissen