Maria Pappa
wirbt für die Annahme der Nachträge zur Gemeindeordnung.
Immer mehr Menschen fallen auf sogenannte Romance Scams herein – Betrugsmaschen, bei denen Täter im Netz Liebe vortäuschen, um Geld zu erbeuten. Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St.Gallen erklärt, wie man sich schützt.
Kriminalität Was romantisch beginnt, endet oft in einem Albtraum – finanziell wie emotional. Beim sogenannten Romance Scam handelt es sich um eine besonders perfide Betrugsform, bei der Täter gezielt über soziale Netzwerke oder Dating-Plattformen den Kontakt zu potenziellen Opfern suchen, eine Beziehung vortäuschen und so Vertrauen aufbauen. Ziel ist es, die Betroffenen zu Geldüberweisungen oder dem Versand von Waren zu bewegen. Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, beobachtet die Zunahme dieser Fälle mit Sorge: «Romance Scam ist eine moderne Form des klassischen Heiratsschwindels – nur viel breiter und raffinierter angelegt.» Der Einstieg erfolgt meist über gefälschte Profile mit sympathischem Foto und glaubwürdiger Geschichte. Schon nach kurzer Zeit beginnen die Täter, starke Gefühle zu bekunden – ein zentraler Bestandteil der Manipulation.
Die Täter setzen auf emotionalen Aufbau über Wochen und sogar Monate. «Sie überhäufen ihre Opfer mit Komplimenten, Liebesbotschaften und Zukunftsplänen – alles ohne je ein persönliches Treffen», erklärt Krüsi. Die Kommunikation verlagert sich rasch auf Messenger-Dienste oder E-Mail, um Plattformen zu umgehen, die Fake-Profile erkennen könnten. Irgendwann folgt der Wendepunkt: Der angebliche Partner oder die Partnerin gerät in eine Notlage – ein Unfall, eine Operation, Probleme bei der Einreise. Immer verbunden mit einer Bitte um Geld. «Die Geschichten sind oft dramatisch und gut konstruiert, so dass sie glaubwürdig wirken», so Krüsi. Wer helfen möchte, überweist – nicht selten mehrfach. Die finanziellen Schäden variieren stark: von einigen hundert bis zu mehreren zehntausend Franken. Zusätzlich leiden die Betroffenen unter Vertrauensverlust, Scham und emotionalem Stress. «Viele melden sich erst spät oder gar nicht – aus Angst, nicht ernst genommen zu werden oder weil sie sich schämen», bedauert Krüsi.
Anders als oft angenommen, gibt es kein eindeutiges Opferprofil. «Betroffen sind Menschen jeden Alters, unabhängig vom Geschlecht», sagt Krüsi. Entscheidend sei meist ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Partnerschaft. Die Täter seien extrem gut darin, diese Sehnsucht auszunutzen. Besorgniserregend ist auch der starke Anstieg an Fällen im Kanton St.Gallen. Während 2023 noch 20 Fälle registriert wurden, waren es 2024 bereits 56. Auch wenn die Zahlen teils schwanken – der Trend zeigt klar nach oben. «Romance Scams sind kein Randphänomen mehr», betont Krüsi.
Die Strafverfolgung solcher Fälle gestaltet sich laut Krüsi schwierig. «Die Täter agieren international, arbeiten mit gefälschten Identitäten und verschleiern ihre Spuren technisch sehr geschickt.» Wichtig sei daher die internationale Zusammenarbeit – insbesondere über Rechtshilfeverfahren, bei denen digitale Beweise ins Ausland übermittelt werden. Dafür braucht es aber vollständige Dokumentationen der Kommunikation – und die Bereitschaft der Opfer, Anzeige zu erstatten. Auch Banken und Zahlungsdienstleister spielen eine Rolle: «Sie können verdächtige Transaktionen erkennen und ihre Kundinnen und Kunden sensibilisieren», so Krüsi. Prävention sei das wirksamste Mittel gegen Romance Scam. Auch wenn keine klare Aussage über die Wirksamkeit von Präventionskampagnen möglich ist, sei Aufklärung entscheidend. «Wir wollen das Bewusstsein für diese Gefahr in der Bevölkerung stärken», betont Krüsi. Das bedeute auch, offen über das Thema zu sprechen – ohne Schuldzuweisungen an die Opfer.
Zum Schluss richtet Krüsi einen Appell an die Gesellschaft: «Die digitale Welt bietet viele Möglichkeiten, aber auch viele Gefahren. Wir müssen lernen, online genauso vorsichtig und kritisch zu sein wie im realen Leben.» Jeder könne helfen, indem er aufmerksam bleibt – und anderen zur Seite steht, wenn sie Opfer von Liebesbetrug werden. Denn nur gemeinsam lässt sich dieser perfide Betrug eindämmen.
– Keine Freundschaftsanfragen von Unbekannten auf Social Media annehmen
– Vorsicht bei schnellen Liebes- bekundungen ohne persönliches Treffen
– Keine Geldforderungen erfül- len oder Waren verschicken
– Keine intimen Bilder oder persönlichen Daten weitergeben
– Immer im Hinterkopf behal- ten: Im Internet kann alles gefälscht sein
– Fotos, Profile, sogar amtliche Dokumente
Von Benjamin Schmid
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