Maria Pappa
wirbt für die Annahme der Nachträge zur Gemeindeordnung.
Mit seinen eleganten Sprüngen und kreativen Showeinlagen begeistert Nils Brenner auf dem Eis. Der 13-jährige Wittenbacher trainiert hart für seinen grossen Traum – und lässt sich auch von Rückschlägen und harter Konkurrenz nicht aufhalten.
Eiskunstlaufen Die Kufen kratzen über das Eis, Nils Brenner setzt zum Sprung an. Sekunden später dreht er sich in der Luft, landet geschmeidig mit einer Leichtigkeit, die täuscht – denn hinter jedem Sprung steckt unermüdliches Training. Eiskunstlauf ist seine Welt, sein Leben. Dabei sah alles danach aus, als würde Nils seine sportliche Zukunft mit einem Schläger in der Hand bestreiten. Tennis war seine erste grosse Leidenschaft, Eiskunstlauf spielte keine Rolle – trotz der Tatsache, dass seine Mutter als Trainerin tätig ist und selbst auf dem Eis erfolgreich war. «Ich wollte lange Zeit nicht eislaufen», erinnert sich Nils. Doch dann, ganz plötzlich, verändert sich alles. «Von einem Tag auf den anderen beschloss ich, das Eislaufen doch mal auszuprobieren.» Seine Mutter wollte ihn bremsen: Anfängerkurse starten erst im Oktober, und es war Mai. Doch Nils liess nicht locker. Sein Durchhaltevermögen zahlte sich aus: Eine Privattrainerin gab ihm eine erste Lektion – und war sofort beeindruckt. «Nach 20 Minuten meinte sie, dass es keinen Sinn ergibt, mich in einen Kinderkurs zu schicken. Was dort gelehrt wird, konnte ich schon alles.» So begann seine Reise in den Eiskunstlauf. Und er blieb dabei.
Heute verbringt Nils bis zu 20 Stunden pro Woche auf und neben dem Eis. Sein Fokus liegt auf den Sprüngen: Dreifachsprünge sind seine grosse Leidenschaft. Zwei bis drei verschiedene beherrscht er bereits, aber sein Ziel ist klar: Bis Ende des Jahres soll das komplette Dreifachsprung-Repertoire sitzen. «Ich liebe das Fliegen in der Luft, das Gefühl, einen perfekten Sprung zu landen», erzählt er begeistert. «Und irgendwann werde ich einen Rückwärtssalto auf dem Eis machen.» Technisch beherrscht er den Salto bereits – aber im Wettkampfsport ist dieses Element erst auf Junioren-Niveau erlaubt. Bis dahin trainiert er weiter – geduldig, mit Disziplin und Ehrgeiz. Doch der Weg ist nicht immer leicht. In der letzten Saison hatte Nils mit wachstumsbedingten Knieschmerzen zu kämpfen. Vier Monate musste er pausieren, viele Wettkämpfe absagen. Er kämpfte sich zurück – und wurde im Februar 2024 trotz aller Hindernisse Vizeschweizermeister. Kaum waren die Schmerzen überstanden, kam in dieser Saison die nächste Herausforderung: Drei neue Paar Schlittschuhe innerhalb von zehn Monaten – weil seine Füsse so schnell wuchsen. «Das war eine riesige Umstellung, vor allem bei den Sprüngen», sagt Nils. Doch aufgeben war keine Option.
Das Leben eines Leistungssportlers erfordert nicht nur Disziplin auf dem Eis, sondern auch eine kluge Organisation im Alltag. Wie bringt man Schule und 20 Stunden Training pro Woche unter einen Hut? «Wir haben verschiedene Modelle ausprobiert», erklärt Nils. Letztlich hat sich der private Einzel- und Gruppenunterricht als beste Lösung erwiesen. Hier kann er flexibel lernen und gleichzeitig genug Zeit für sein intensives Training einplanen. Sein familiäres Umfeld spielt dabei eine entscheidende Rolle. «Ohne meine Eltern und Grosseltern wäre das alles nicht möglich», betont er. Seine Mutter ist nicht nur Trainerin, sondern auch Chauffeuse, Organisatorin und Unterstützerin in einem. Sie begleitet ihn zu Trainingseinheiten, Wettkämpfen und Trainingscamps, oft auch im Ausland. Trotz des straffen Zeitplans bleibt Nils' Begeisterung ungebrochen. Denn neben Wettkämpfen liebt er es auch, das Publikum zu unterhalten. Sein aktuelles Kurzprogramm zu «We No Speak Americano» ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch ein Publikumsmagnet. «Ich spiele gerne mit dem Publikum und den Wertungsrichtern», sagt er schmunzelnd. Sein Markenzeichen? Das Rad auf dem Eis – eine Showeinlage, die er perfekt beherrscht und immer wieder ins Programm einbaut.
Nils ist kein Unbekannter mehr in der Eiskunstlauf-Szene. Neben nationalen Wettbewerben konnte er auch auf internationalem Parkett Erfahrungen sammeln. Beim Santa Claus Cup in Budapest im November 2024 erlebte er hautnah, wie stark die Konkurrenz weltweit ist. «Es war beeindruckend, so viele talentierte Läufer aus der ganzen Welt zu sehen. Ich habe viel gelernt.» Noch erfolgreicher lief es für ihn bei den Bavarian Open in Oberstdorf im Januar 2025, wo er seine persönliche Bestleistung um 10 Punkte verbesserte. «Das hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.» Nachdem Nils am 21. und 22. Februar in Adelboden zum Juvenile U14-Schweizermeister gekürt wurde, fand seine lange Saison Ende März mit dem Arge Alp Cup in Varese ein Ende.
Neben dem physischen Training arbeitet Nils intensiv an seiner mentalen Stärke. «Ich bin generell nervenstark und kann unter Druck oft sogar meine beste Leistung abrufen», erklärt er. Doch um sicher
vorzugehen, hat er Techniken entwickelt: Sport-Kinesiologie und Hypnose-Techniken helfen ihm, die Konzentration zu halten und sich vor grossen Wettkämpfen zu fokussieren. «Es gibt gewisse Rituale, die ich immer durchführe – das gibt mir Sicherheit.» Und was passiert, wenn mal ein Wettkampf misslingt? «Dann muss man aufstehen und weitermachen. Wenn man keinen Fehler macht, dann hat man es nicht versucht.» Sein Vorbild ist Lukas Britschgi, der frischgebackene Europameister. «Er war immer bescheiden, hat konstant an sich gearbeitet – und jetzt Schweizer Geschichte geschrieben.» Doch auch Eiskunstlauf-Entertainer wie Elladj Baldé oder Nathan Chen inspirieren Nils. «Ich wünsche mir, dass das Eiskunstlaufen wieder mehr in Richtung Show geht. Dann würden auch mehr Zuschauer in die Hallen kommen.»
Für Nils ist Eiskunstlauf mehr als nur ein Sport – es ist seine Leidenschaft, seine Identität, sein Traum. Sein Motto: «Niemals aufgeben!» Mit harter Arbeit, Unterstützung seiner Familie und unerschütterlichem Willen kämpft er für seine Ziele. Die nächsten Schritte sind klar: sich international weiterentwickeln – und irgendwann mit einem Rückwärtssalto das Publikum begeistern. Der Weg ist lang, die Konkurrenz stark – doch Nils hat bewiesen, dass er bereit ist, für seinen Traum zu kämpfen. Und sein nächster grosser Sprung? Der kommt bestimmt.
Von Benjamin Schmid
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