Maria Pappa
wirbt für die Annahme der Nachträge zur Gemeindeordnung.
Universität St.Gallen. Symbolbild
Zum ersten Mal in der Geschichte der HSG könnte ein kompletter Masterstudiengang eingestellt werden. Der betroffene Studiengang – «Management, Organisation und Kultur» (MOK) – steht laut einem Antrag vor dem Aus. Ein definitiver Entscheid wurde bislang noch nicht gefällt.
Bildung Die Nachricht von der möglichen Einstellung des MOK-Masters hat viele Studierende an der HSG überrascht. Besonders deshalb, weil das Programm inhaltlich nicht abgewickelt, sondern reformiert werden sollte: Es wurde darüber diskutiert, ab Herbst 2026 einen neuen, englischsprachigen Studiengang mit dem Titel «Master of Organizing Sustainability» (MOS) einzuführen. Ein Konzept wurde diesbezüglich bereits erarbeitet. Der Studiengang hätte gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen wie Klimakrise, digitale Ethik oder soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt gestellt.
Die Studierenden, die eine Petition gegen die geplante Streichung lanciert haben, zeigen sich enttäuscht: «Das MOK-Programm ist nicht nur finanziell tragfähig, sondern auch inhaltlich zukunftsgerichtet», heisst es in der Erklärung der Initiantinnen und Initianten. Die Reform zum MOS sei eine strategische Chance für die Universität, die nun leichtfertig verspielt werde. Unterstützung für die Studierenden kommt auch aus der Professorenschaft – insbesondere von Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik und akademischer Co-Leiter des MOK. Er kritisiert die Pläne seiner Universität: «Der MOK ist ein kleines, aber sehr feines Programm mit tollen Studierenden.» Für ihn liegt der wahre Wert nicht nur in der bisherigen Arbeit, sondern im Potenzial der geplanten Weiterentwicklung: «Mit dem MOS hätten wir einen Master, der zentrale Fragen wie Biodiversität, Wirtschaft und Menschenrechte adressiert – Inhalte, die im 21. Jahrhundert an jede moderne Universität gehören.» Beschorner sieht zudem eine wirtschaftliche Tragfähigkeit des neuen Programms durchaus gegeben. Mit dem geplanten MOS seien laut Beschorner 50 Einschreibungen pro Jahr mehr als realistisch, womit eine Gesamtkohorte von 120 bis 150 Studierenden erreicht werden könnte. «Ausbaufähig sind diese Zahlen ohnehin. Damit wäre der neue Studiengang nicht nur inhaltlich stark aufgestellt, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Wir sind zu dem neuen Studiengang in guten Gesprächen mit dem Rektor», sagt Beschorner.
Die Entscheidung, ob der Studiengang tatsächlich gestrichen wird, sei keinesfalls bereits gefallen, betont Adrian Sulzer, Co-Leiter Kommunikation und Marketing an der HSG: «Es liegt derzeit ein Antrag vor, über den nun die zuständigen Gremien beraten. Dort sind auch Studierendenvertretungen eingebunden.» Der finale Entscheid werde durch den Universitätsrat getroffen, der sich voraussichtlich erst in ein paar Monaten damit befassen wird. Von Seiten der HSG wird jegliche Kritik am Vorhaben klar zurückgewiesen. Der Grund für den Antrag zur Streichung des Masterstudiengangs sei laut Sulzer in erster Linie die rückläufige Nachfrage. So sei die Zahl der eingeschriebenen Studierenden seit 2020 deutlich gesunken – von damals 133 auf aktuell 85. Für das kommende Herbstsemester 2025 hätten sich bislang lediglich 17 Personen angemeldet. «Angesichts dieser Zahlen müssen wir die Frage stellen, ob eine Fortführung noch vertretbar ist», so Sulzer. Zudem sei der MOK ein sehr kleiner und betreuungsintensiver Studiengang, was ihn pro Kopf besonders teuer mache.
Auch für Beschorner ist klar, dass der aktuelle MOK aus ökonomischen Gründen eine Runderneuerung erfahren sollte. «Aber genau deshalb und auch aufgrund drängender Themen in Wirtschaft und Gesellschaft gibt es ja einen gut ausgearbeiteten Reformvorschlag, der eben auch kosteneffizient ist», so der HSG-Professor. Noch ist offen, wie die Gremien der HSG entscheiden werden. Die Petition läuft weiter, die Diskussion ebenso. Thomas Beschorner bleibt zumindest vorsichtig zuversichtlich: «Der Rektor hat mir gegenüber nochmals die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für die HSG betont. Ich hoffe, dass für ein wichtiges und innovatives Masterprogramm ein Weg gefunden wird. Der HSG stünde dies als einer herausragenden internationalen Wirtschaftsuniversität sehr gut zu Gesicht.»
Selim Jung
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